28.05.2013 Aufrufe

vollständige Magisterarbeit - Socialnet

vollständige Magisterarbeit - Socialnet

vollständige Magisterarbeit - Socialnet

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Psychosoziale Probleme auf dem Weg der Integration<br />

90<br />

_________________________________________________________<br />

8.2.1. Trauma im Kindes- und Jugendalter<br />

Die Psychoanalytiker Grinberg, R. und Grinberg, L. erforschten die<br />

Migrationsprozesse in unterschiedlichen Lebensabschnitten und beto-<br />

nen, dass die Probleme der Migration im Kindes- und Jugendalter viel<br />

komplexer sind als die Probleme der Erwachsenen. Denn zu allen Vari-<br />

ablen, die den migratorischen Prozess steuern, kommen noch das Alter<br />

und der Entwicklungsstand des Kindes hinzu.<br />

Es ist falsch zu behaupten, dass das Kind die Migration weniger trau-<br />

matisch erlebt, als ein Erwachsener, weil seine Umgebung auf wenige<br />

Personen reduziert ist, weil das Kind gemeinsam mit der beschützen-<br />

den Familie ausreist, weil das Kind aufnahmefähiger für die neue Kultur<br />

ist. Das alles sind sicherlich Vorteile, die das Kind mitbringt, jedoch lei-<br />

det das Kind auch unter speziellen Entbehrungen. Abhängig von dem<br />

Alter nimmt das Kind bei der Entscheidung zur Ausreise nicht Teil, die<br />

Beweggründe der Erwachsenen sind womöglich nicht verständlich,<br />

auch wenn diese erklärt worden sind. Auch wenn das Kind mit seiner<br />

Familie ausreist, darf man nicht vergessen, dass diese unmittelbare<br />

Umgebung selbst durch die migratorische Erfahrung erschüttet und ver-<br />

letzt ist. Das Selbstvertrauen und das Selbstsicherheitsgefühl, das die<br />

Eltern ihren Kindern vermitteln sollen, befindet sich bei den Eltern in<br />

einer Krise. In der prämigratorischen Zeit kann das Kind bittere Ausei-<br />

nandersetzungen rund um das Thema der Emigration mitbekommen,<br />

sogar Zeuge der Angst- und Paniksituationen der Eltern werden. Die<br />

unerträglichen Ängste können Aggressionen gegenüber dem Kind aus-<br />

lösen. In ihrer Problematik und ihren Sorgen versunken, können die<br />

Eltern leicht die Sorgen und Nöte des Kindes übersehen und das noch<br />

lange über die eigentliche Migration hinaus. Auch die Kinder vermissen<br />

die gewohnte Umgebung, ihre Freunde, Lehrer, ihre Spielplätze und ihr<br />

Haus und das ist nicht weniger schmerzhaft als für einen Erwachsenen.<br />

Sind die frühen Konflikte nicht allzu schwerwiegend und war die Bezie-<br />

hung zu den inneren und äußern Objekten im psychoanalytischen Sin-<br />

ne gut, dann steht einer erfolgreichen Integration nichts im Wege, ob-<br />

wohl die Migration traumatische Erfahrungen mit sich bringt (Grinberg,<br />

1990 S. 129f).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!