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Psychosoziale Probleme auf dem Weg der Integration<br />
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8.2.1. Trauma im Kindes- und Jugendalter<br />
Die Psychoanalytiker Grinberg, R. und Grinberg, L. erforschten die<br />
Migrationsprozesse in unterschiedlichen Lebensabschnitten und beto-<br />
nen, dass die Probleme der Migration im Kindes- und Jugendalter viel<br />
komplexer sind als die Probleme der Erwachsenen. Denn zu allen Vari-<br />
ablen, die den migratorischen Prozess steuern, kommen noch das Alter<br />
und der Entwicklungsstand des Kindes hinzu.<br />
Es ist falsch zu behaupten, dass das Kind die Migration weniger trau-<br />
matisch erlebt, als ein Erwachsener, weil seine Umgebung auf wenige<br />
Personen reduziert ist, weil das Kind gemeinsam mit der beschützen-<br />
den Familie ausreist, weil das Kind aufnahmefähiger für die neue Kultur<br />
ist. Das alles sind sicherlich Vorteile, die das Kind mitbringt, jedoch lei-<br />
det das Kind auch unter speziellen Entbehrungen. Abhängig von dem<br />
Alter nimmt das Kind bei der Entscheidung zur Ausreise nicht Teil, die<br />
Beweggründe der Erwachsenen sind womöglich nicht verständlich,<br />
auch wenn diese erklärt worden sind. Auch wenn das Kind mit seiner<br />
Familie ausreist, darf man nicht vergessen, dass diese unmittelbare<br />
Umgebung selbst durch die migratorische Erfahrung erschüttet und ver-<br />
letzt ist. Das Selbstvertrauen und das Selbstsicherheitsgefühl, das die<br />
Eltern ihren Kindern vermitteln sollen, befindet sich bei den Eltern in<br />
einer Krise. In der prämigratorischen Zeit kann das Kind bittere Ausei-<br />
nandersetzungen rund um das Thema der Emigration mitbekommen,<br />
sogar Zeuge der Angst- und Paniksituationen der Eltern werden. Die<br />
unerträglichen Ängste können Aggressionen gegenüber dem Kind aus-<br />
lösen. In ihrer Problematik und ihren Sorgen versunken, können die<br />
Eltern leicht die Sorgen und Nöte des Kindes übersehen und das noch<br />
lange über die eigentliche Migration hinaus. Auch die Kinder vermissen<br />
die gewohnte Umgebung, ihre Freunde, Lehrer, ihre Spielplätze und ihr<br />
Haus und das ist nicht weniger schmerzhaft als für einen Erwachsenen.<br />
Sind die frühen Konflikte nicht allzu schwerwiegend und war die Bezie-<br />
hung zu den inneren und äußern Objekten im psychoanalytischen Sin-<br />
ne gut, dann steht einer erfolgreichen Integration nichts im Wege, ob-<br />
wohl die Migration traumatische Erfahrungen mit sich bringt (Grinberg,<br />
1990 S. 129f).