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Familiensozialisation bei den Spätaussiedlern<br />

47<br />

_________________________________________________________<br />

6.4. Besonderheiten der Familiensozialisation der Aussiedler<br />

Bedingt durch die beengten Wohnverhältnisse ist die persönliche Sphä-<br />

re stark eingeschränkt und es gibt kaum einen Raum für die Bedürfnis-<br />

se des Einzelnen. Nicht nur Erwachsene sondern auch Jugendliche<br />

werden mit allen familiären und außerfamiliären Konflikten konfrontiert,<br />

wie zum Beispiel: Eheprobleme der Eltern, Alkoholmissbrauch, Lärmbe-<br />

lästigung, Aggressionen zwischen den Bewohnern. Die Familie verliert<br />

dadurch ihre stabilisierende, ihre protektive Funktion (Dietz, 1996 S.<br />

73).<br />

Die traditionellen Wertorientierungen der Eltern stimmen häufig mit den<br />

Werten der neuen Heimat nicht mehr überein. Im Herkunftsland<br />

herrschten eher autoritäre Verhältnisse zwischen Eltern und Kindern. In<br />

Deutschland lernen sie die egalitären Erziehungsmuster kennen. Den<br />

Erwachsenen fällt es schwerer als den Kindern sich in ihren Wertvor-<br />

stellungen und ihrer Lebensführung zu ändern, deshalb kommt es<br />

schell zu Konflikten mit Kindern und Jugendlichen, wenn diese sich<br />

leichter als ihre Eltern die neuen Werte und Normen verinnerlichen.<br />

Die familiäre Sozialisation kann sich förderlich, aber auch hemmend auf<br />

den Lernerfolg und die Sozialisation in der Schule auswirken, wenn<br />

zum Beispiel in Schule und Elternhaus inkompatible Werte vermittelt<br />

werden. Auch kulturelle Defizite in der Familie wirken sich negativ auf<br />

die schulische Sozialisation aus (Thomas, 1993 S. 120).<br />

Eine besondere Schwierigkeit für die Kinder und Jugendlichen ist eben-<br />

so, dass die Eltern, die normalerweise die wichtigsten Gesprächspart-<br />

ner für sie sind, wenn es um die schulische, berufliche oder private Zu-<br />

kunft geht, Schulsystem und Ausbildungsmöglichkeiten nicht kennen.<br />

Die Eltern sind selbst in der neuen Umgebung hilflos, unsicher und<br />

können für ihre Kinder nicht orientierend wirken.<br />

Für die schnellere Assimilation der Kinder und Jugendlichen ist zum<br />

einen die Fähigkeit zum schnelleren Sprachenerwerb verantwortlich -<br />

die wiederum bedingt ist durch die größere Bereitschaft zu Nachah-<br />

mung und Identifikation - und zum anderen die schnellere Kontaktauf-<br />

nahme mit den Einheimischen und die Übernahme der neuen Wertori-<br />

entierungen und der Lebensweisen.

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