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vollständige Magisterarbeit - Socialnet

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Psychosoziale Probleme auf dem Weg der Integration<br />

82<br />

_________________________________________________________<br />

Problemen konfrontiert, die eine Migration mit sich bringt, auf die sie gar nicht<br />

vorbereitet sind. Das Schlimmste, womit sie gar nicht gerechnet hatten ist,<br />

dass sie hier „Russen“ genannt werden.“ (Treder, 1997 Zitat S. 4-5)<br />

Dieses Phänomen erschüttert den ohnehin schon wackeligen Boden<br />

der Identität vieler Aussiedler. Ihnen wird der Positivismus und Opti-<br />

mismus, mit dem sie nach Deutschland kommen, geraubt. Die jüngeren<br />

und die erwachsenen Aussiedler erleben daraufhin einen Identitäts-<br />

bruch (Bahlmann, 2000 S. 31). 5<br />

Dies sind Zitate junger Aussiedlerinnen:<br />

„Aber dort war ich stolz, dass ich eine Deutsche bin. Hier weiß ich selbst nicht,<br />

bin ich Deutsche oder Russin, ich weiß es nicht, denn keiner glaubt, dass ich<br />

deutsch bin. In Russland war ich richtig stolz, deutsch zu sein. Hier bin ich<br />

ängstlich und schüchtern.“<br />

„Ob ich Russin bin oder Deutsche? Ich bin nichts. Ich bin ein leeres Blatt.“<br />

(ebd. Zitate S. 31)<br />

Was die Eltern den Kindern und Jugendlichen vorgelebt haben wird in<br />

der neuen Heimat plötzlich in Frage gestellt. Es kommt zu einer Diskre-<br />

panz zwischen der Selbst- und der Fremddefinition (ebd.). Die Identität,<br />

also die Kontinuität des Selbsterlebens (ebd.), wird gespaltet. In eine<br />

„innere“ und eine „äußere“ Identität. Mit der inneren Identität bezeichne<br />

ich die Identität, die im eigenen Rahmen und im Rahmen der Familie<br />

bekannt und selbstverständlich war, bevor man den Konflikt der Natio-<br />

nalitätszugehörigkeit erfahren hat. Mit der „äußeren“ Identität bezeichne<br />

ich das Selbsterleben eines Individuums, das unabhängig von seinen<br />

Erfahrungen und seiner Vergangenheit durch Fremde und ihre Zu-<br />

schreibungen neu gebildet wird.<br />

Die „äußere“ Identität besteht aus Zuschreibungen, Vorurteilen und Ste-<br />

reotypisierungen. Die „innere“ und die „äußere“ Identitäten stehen kont-<br />

rär zu einander und rufen eine Identitätskrise hervor. Die Persönlichkeit,<br />

5 Zu diesem brisanten Thema empfehle ich den Zeitungsartikel in DIE ZEIT, Kaiser, 2000 / 14<br />

„Deutsch, aber nicht ganz“.

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