pdf (559 KB) - Mediaculture online
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Recht, glaube ich, das Dichterische gegenüber einer werdenden technischen<br />
Kunst, die das Wort weitergibt an alle, überwertig erscheinen zu lassen. Sie alle<br />
werden das Problematische der Kunstäußerung schon gefühlt haben in einer Zeit,<br />
die aus fruchtbarem Chaos in eine neue Epoche drängt, in eine Epoche, deren<br />
Schwung in eine Ferne zielt, die wir uns unbedingt, auch unter Aufgabe<br />
überkommener Begriffe, erobern müssen.<br />
Ich komme zum Schluß: Zeitbewußtsein haben ist keine Todsünde. Das Märchen<br />
vom lodernden Blick des Dichters ist vorbei. Dieses Zeitbewußtsein haben, heißt:<br />
nicht nur diese Zeit bejahen. Ich denke mir das so: der Blick des Dichters, der in<br />
die Ewigkeit schaut, wenn wir es einmal so nennen wollen, schaue auch in und<br />
durchschaue die Zeit. Dann wird er das Gültige finden, das uns angeht.<br />
Alfred Braun: Nur ein paar sachliche Feststellungen: Herr Kyser irrt, wenn er sagt,<br />
daß ich mich in meinen Darlegungen einseitig für einen der Stilversuche im<br />
Hörspiel ausgesprochen hätte. Im Gegenteil: ich habe hier aufgezeigt, was alles<br />
ich versucht habe, und habe mich bemüht, eine lückenlose Darlegung meiner<br />
Versuche zu geben. Zu gleicher Zeit habe ich aber meinen verehrten Zuhörern<br />
überlassen, für sich von Fall zu Fall die Entscheidung zu treffen, welche Stilart in<br />
Regie und Darstellung dem jeweils zur Diskussion stehenden Hörspiel am besten<br />
entspricht.<br />
Ferner möchte ich bemerken, daß im Lauf der Diskussion ein weiterer Irrtum<br />
auftauchte, indem hier von tarifmäßigen Honorarsätzen für Hörspiele gesprochen<br />
wurde. Jedem Autor ist es unbenommen, für sich und sein Werk den<br />
höchstmöglichen Preis auszuhandeln. Die Sätze beziehen sich nur auf Lizenzen,<br />
die bereits bestehen.<br />
Ernst Lissauer: Ich möchte nur zwei Bemerkungen machen. Herr Bronnen hat<br />
gesagt: der Dichter soll die Gedanken der Nation ausdrücken. Das Verhältnis des<br />
Dichters zur Nation ist vollständig irrational. Die Nation besteht auch nicht nur<br />
aus den nebeneinander Lebenden, sondern auch aus den nacheinander<br />
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