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pdf (559 KB) - Mediaculture online

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Selfmadenaturen ein, die es in jedem Volke zu vielen Tausenden gibt. Diesen<br />

prädestinierten, aber durch äußere Lebensumstände fast immer gehemmten<br />

Naturen kommt nun der Rundfunk auf denkbar einfachste Weise als Rufer,<br />

Erwecker und Führer entgegen; ein ungeheures, neues und dankbares Saatfeld<br />

gerade für die zeitgenössische Literatur. Über den Wert der Rundfunkliteratur für<br />

all diese geistig regsamen Menschen kann wohl kein Zweifel bestehen.<br />

Jetzt aber die große zweite Gruppe, die lauen Hörer. Was bedeutet ihnen die<br />

Literatur, die der Rundfunk bringt? Sie werden sagen: nichts. Gut, aber glauben<br />

Sie, daß diesen Menschen Bücher etwas bedeuten? Ja, Tarzan der Affe,<br />

Detektivgeschichten, Zeitungsromane und ähnliches. Andere Bücher kommen<br />

kaum in Betracht. Und zwar nicht immer nur aus Gleichgültigkeit gegen die<br />

Literatur, sondern - ich spreche hier ja von den Lauen, den Unentschiedenen oder<br />

Gehemmten - sehr oft auch aus Mangel an Ruhe und Zeit. Nun kommt der<br />

Rundfunk auch zu diesen Hörern täglich ins Haus und spricht zu ihnen von<br />

Literatur in einer höchst einfachen und bequemen, einer rezitatorisch<br />

eindringlichen und stofflich geschickt ausgewählten Weise. Sie hören nun doch<br />

von Zeit zu Zeit zu. Sie hören die Werke, die sie längst vergessen oder nie<br />

gekannt haben. Irgend etwas bleibt auch hier hängen. Literarisch aktiviert werden<br />

diese Hörer natürlich nur selten. Aber ein klein wenig disponiert werden sie doch.<br />

Und aus dieser oberflächlichen Disposition erwächst nun etwas anderes: eine, ich<br />

möchte sagen, wohlwollende Neutralität gegenüber der Literatur. Ein derart<br />

disponierter Vater wird seinen literarisch interessierten Sohn gewähren lassen,<br />

ihm vielleicht sogar helfen. Er wird nicht nur für sich persönlich, sondern auch in<br />

seinem Verein, als Elternrat, als Wähler usw. eine etwas positivere Haltung zur<br />

Literatur einnehmen, nicht mehr stumpf oder, aggressiv verurteilen, hier und da<br />

auch einmal ein gutes Buch verschenken oder lesen. Kurz, alle diese auch wieder<br />

nach Hunderttausenden zählenden lauen Hörer sind eine neue Art geistiger und<br />

wissenschaftlicher Rückendeckung für die Literatur.<br />

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