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pdf (559 KB) - Mediaculture online

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doch einfach unmöglich, ihr unbekannte Redner ohne Kenntnis des Manuskripts<br />

zu Worte kommen zu lassen! Sie können im deutschen Rundfunk sagen, was Sie<br />

wollen, vorausgesetzt, daß Sie nicht ganz so sprechen wie in einer Versammlung<br />

von lauter Gesinnungsgenossen. Wenn Sie das, was Sie sagen, mit Anstand und<br />

innerer Artigkeit vorbringen, werden Ihnen auch die Andersdenkenden ruhig<br />

zuhören. Unsere Pflicht gegen die Andersdenkenden ist es, für einen solchen<br />

nicht verletzenden Ton vor dem Mikrophon zu sorgen. Sobald jemand jedoch<br />

einer Rundfunkstelle bekannt ist, wird sie in vielen Fällen auf ein Manuskript<br />

verzichten. Dann trägt eben der verantwortliche Rundfunkleiter seine eigene Haut<br />

zu Markte, und ihm muß überlassen bleiben, zu entscheiden, wann er es wagen<br />

will und wann nicht. Solche manuskriptlosen Vorträge oder Reden müssen aber in<br />

jedem Falle mitstenographiert werden; denn Sie können sich nicht vorstellen,<br />

meine Herren, was Hörer manchmal alles gehört zu haben glauben, wovon doch<br />

niemals die Rede, geschweige denn das Wort gewesen ist.<br />

Alfons Paquet: Bei der Erörterung des Improvisierens im Rundfunk will ich mich<br />

keineswegs nur auf die Reportage oder den Essay bezogen haben. Auch beim<br />

Vortrag von Gedichten oder einer Erzählung hatte ich gelegentlich das Gefühl,<br />

daß ich über einzelne Stellen hinweggehen müsse, und ich habe es getan;<br />

zuweilen fand ich irgendeinen freien Übergang. Das kommt mir vor wie die Arbeit<br />

auf der Bühne. Die Figuren müssen natürlich ihre Worte sprechen, aber sie<br />

können es auf verschiedene Weise tun, und die Handlung kommt auch auf<br />

anderen Wegen als denen der starren, einmaligen Vorschrift zum Ziel.<br />

Aus der Versammlung wird der Wunsch geäußert - der die Zustimmung aller<br />

findet - , daß die Rundfunkstellen den Autoren die Kritiken über ihre Vorträge<br />

zukommen lassen möchten.<br />

Georg Engel: Ich möchte vom Standpunkt der Erzähler aus etwas nicht<br />

unwidersprochen lassen. In den sehr interessanten Ausführungen unseres<br />

Freundes Dr. Döblin befindet sich der Satz: Der Roman ist stumm. Dem möchte<br />

ich widersprechen. Der Roman ist nicht stumm. Herr Döblin hat zweifelsohne<br />

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