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pdf (559 KB) - Mediaculture online

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den höheren Sinn auszubilden und aus den Menschen, die Sehmenschen<br />

geworden sind, wieder Hörmenschen zu schaffen. Ich glaube, daß der Klangsinn<br />

der elementare Sinn ist, daß er uns die einzige Möglichkeit gibt, durch<br />

Aktivierung der Phantasie gewisse irrationelle Erlebnisse zu schaffen, um uns in<br />

die vierte Dimension einzuführen. Das Publikum muß hören lernen, und der<br />

Dichter muß für die hörenden Menschen erzählen lernen, wenn der Rundfunk sie<br />

vereinigen soll. Wie kann das geschehen? Weil wir selbst richtig empfinden, daß<br />

die epische Dichtung nicht eigentlich zeitgemäß ist heute in der Zeit der Hetze<br />

und des Tempos, der Ellenbogen, in der jeder seinen Lebensweg im schwersten<br />

Kampf gegen andere gehen muß, da haben wir nicht die Ruhe und Stille, den<br />

großen Fluß epischer Darstellungen in uns aufzunehmen. Auch ein Gesetz des<br />

Rundfunks, nämlich die notwendige Kürze der einzelnen Darbietungen, spricht<br />

dagegen.<br />

Es muß ein Weg gefunden werden, die Hörer wirklich zu Hörenden zu erziehen.<br />

Man wird vielleicht in stillen Nebenstunden den mutigen Versuch machen<br />

müssen, große und bleibende Dichtungen epischer Natur in Abständen, trotz<br />

allen Geschreies, de Hörern nahezubringen. Ich weiß nicht, ob es radiohaft ist,<br />

wenn man größere Dichtungen vergangener Jahrhunderte, größere Romane,<br />

biographische Romane, Romane von Gottfried Keller – GrünerHeinrich - oder von<br />

Raabe in wesentlichen Strichen, aber in zurechtgemachter Form, in besonders<br />

gearteten und gesprochenen Formen den Hörern nahebringt, um wieder den<br />

Hörsinn eines bestimmten Teiles des Volkes, den es noch gibt, zu wecken und zu<br />

schulen und ihm ein wirkliches Erlebnis charakteristischer Art zu bieten. Wir sind<br />

in den Sendegesellschaften - und das geht auch einen weiteren Kreis an durch<br />

allerhand Umstände mehr oder weniger von der stilleren Menge des Volkes<br />

entfernt, sind großstädtisch gesonnene Menschen geworden und haben<br />

vergessen, daß in der „Provinz“ eine große Fülle von Pflichten ruft und<br />

aufnahmebereite Menschen leben, die den Rundfunk begrüßen und nicht allein<br />

die Verherrlichung des Tempos der Zeit erwarten, sondern auch meinen, daß<br />

ihnen größere Bildungserlebnisse des deutschen Volkes wiedergeschenkt werden<br />

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