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pdf (559 KB) - Mediaculture online

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Nicht aber die neue Begrenztheit dieser neuen Möglichkeit schuf die neue Kunst,<br />

sondern vielmehr die fehlerhafte Veranlagung von Literaten, welche weder die<br />

Begrenztheit noch die Möglichkeiten erkannten und ausnützten.<br />

Es muß demgegenüber mit Entschiedenheit ausgesprochen werden, daß jede<br />

Spezialisierung - auf irgendeinem menschlichen Gebiet - nur vorübergehend sein<br />

kann. Das vor unseren Augen abrollende Schicksal des stummen Films sollte Sie<br />

belehren, daß die leicht feststellbare Zufriedenheit des Intellekts mit einem Teil<br />

des irdischen Komplexes - und es ist immer nur ein Teil, welcher den Intellekt<br />

befriedigt, nie ein Ganzes - nicht genügt, Entwicklungen aufzuhalten, welche von<br />

den Instinkten diktiert werden. Jede künstlerische Entwicklung aber geht zur<br />

Erringung der Gesamtgestalt. Der heutige Zustand beweist nichts als die völlige<br />

Anarchie unseres Kunstwillens. Diese Anarchie, verglichen mit dem lächerlichen<br />

und nichtswürdigen Zustand unserer Einzelkünste, ist noch unser Bestes. Und es<br />

spricht wenig für die Ehrlichkeit der heute schaffenden Kunstproduzenten, daß<br />

sie nicht einmal das erkennen.<br />

Das Hörspiel frißt sich wie ein Spaltpilz in die heutige dramatische Produktion<br />

ein; die neuesten Manuskripte verschimmeln. Der Rundfunkdramaturg sieht sich<br />

diese Hörspiele an und fragt verwundert: warum schrieb jener kein Drama? Und<br />

der Dramatiker sieht sie sich an und fragt verwundert: warum schrieb jener sie<br />

überhaupt? Und er vernimmt die Antwort: man hatte einen Anlaß. Die Dichtung,<br />

entwöhnt des inneren Triebes, griff nach den äußeren.<br />

Man hört vielfach die Ansicht, ein goldenes Zeitalter der Kunst: habe immer dann<br />

geherrscht, wenn Reichtum, Fürstentum oder Institutionen den Kunstschöpfer mit<br />

Aufträgen versorgten und ihn so zu glanzvollen Leistungen anspornten. Zu einer<br />

solchen Auftragskunst entwickelt sich zweifellos das Hörspiel, und wir müßten<br />

demnach, bei steigender Macht und Bedeutung des Rundfunks, einer<br />

wundervollen Entwicklung des Hörspiels entgegengehen. Ein solcher Glaube ist<br />

verderblich, weil die ihm zugrunde liegende Ansicht verderblich ist. Diese Ansicht<br />

aber ist verderblich, weil sie ihre eigenen Fundamente nicht kennt.<br />

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