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pdf (559 KB) - Mediaculture online

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wäre ja ein schreckliches Erwachen, ein völliges Ernüchtertwerden! In uns gewinnt<br />

der Darsteller Gesicht, Körper. Nie werde ich das Bild dieser Ophelia wieder los,<br />

die ich nicht sah, die ich gleichsam als Lauscher hinter der Wand beschlich, und<br />

die mit der seelenhaften Lauterkeit ihrer Stimme mein Herz zittern machte, deren<br />

süßes Bild in mir aufstand, nie zu erreichen, das Bild einer Unirdischen. Die<br />

Musik der Stimmen aller, aus der die Stimme Hamlets einsam wie Geigenton<br />

herausklang: Welch ein glücklicher Abend war das, neu, vor ein paar Jahren noch<br />

nicht zu ahnen. Nie erdrückte diese heimliche Musik des Wortes den Gedanken.<br />

Sie war da, immer. Aber sie stieg wie das Bild aus den Worten von selbst auf. : . :<br />

Dinge, wie Hamlets Monolog, die man, um ehrlich zu sein, auf der Bühne kaum<br />

noch hören kann, hier waren sie neu, wie zum ersten Male gesprochen. Sie<br />

wirkten in einem nach, zeugend, wie zum ersten Male vernommen. Wir wenigen<br />

Zuhörer um den Apparat sahen zum ersten Male in das innerste Herz all dieser<br />

Gestalten einer großen Dichtung, zum ersten Male ganz in das Herz Shakespeares<br />

selbst.“ –<br />

Meine Herren, zur Nachprüfung der unverbrüchlichen Treue, mit der die<br />

menschliche Stimme die Wesenheit ihres Trägers über das Mikrophon offenbart:<br />

die Ophelia unserer Aufführung war die junge Phoebe Monnard, die Schmidtbonn<br />

nie gesehen hat und die den Theaterbesuchern unter Ihnen auf den<br />

Reinhardtbühnen im letzten Winter bekannt geworden sein wird. Möge das<br />

zitierte, von tiefem Erleben durchbebte Echo einer Höraufführung mithelfen, das<br />

Schaffen des deutschen Dichters einer Bühne zuzuführen, die ihm, sobald er nur<br />

ihre Gesetze meistert, solche Wirkungen verbürgen kann.<br />

Vorsitzender Theodor Däubler: Ich danke unserem Herrn Hardt für seine<br />

dichterischen Worte. Es ist eigentlich, was wir erlebt haben, eine Rechtfertigung<br />

der Technik. Wir werden uns daran gewöhnen müssen, in der Technik etwas zu<br />

sehen, das uns nicht feindlich ist, sondern im Laufe der Zeit in unseren<br />

Kulturbereich vollkommen einbezogen werden kann.<br />

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