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pdf (559 KB) - Mediaculture online

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gesammelter Seele nach einem bestimmten Schema Kapitel für Kapitel in<br />

regelmäßiger Folge mitzuteilen. Improvisierung und Zensur aber vertragen sich<br />

nicht. Darum müssen wir wissen, ob es Ihnen nicht möglich ist, einen Menschen<br />

zu veranlassen, frei zu erzählen. Wir müßten eigentlich dazu kommen, meine<br />

Herren, und Sie müßten nur in der Lage sein, Vertrauen zu gewinnen zur Reife<br />

der Hörer und zur inneren Anständigkeit der Erzählenden.<br />

Dr. Roeseler:<br />

Meine Damen und Herren! Ich bin nicht so optimistisch in bezug auf die<br />

Durchführung der Wünsche, wie sie mein Herr Vorredner dargelegt hat, und zwar<br />

nicht so sehr deshalb, weil ich bezweifelte, daß solche Erzähler unter den<br />

Dichtern und unter denen, die es werden wollen, sich finden, sondern weil ich<br />

glaube, daß erst von der Hörerseite aus eine gewisse Aufnahmebereitschaft für<br />

den langen Fluß der epischen Erzählung geschaffen werden muß. Vielleicht kann<br />

sie geschaffen werden, wenn das ganze Volk durch den Rundfunk von seiner<br />

Sehkultur her wieder mehr und mehr zu einer auf das Ohr eingestellten<br />

Aufnahmefähigkeit erzogen werden kann.<br />

Die epischen Dichtungen bilden innerhalb der Programme der<br />

Rundfunkgesellschaften einen sehr kleinen Teil. Nehmen Sie die Programme zur<br />

Hand, und Sie werden feststellen, daß sehr wenige, und ich glaube mit Recht sehr<br />

wenige, epische Darbietungen direkt angekündigt werden, daß sie sich<br />

verstecken in der Dichterstunde, der Bücherstunde und der Kinderstunde. Es liegt<br />

in der Tat so, daß wir durch die Erfindung der Buchdruckerkunst neben anderem<br />

den Schnitt erzeugt haben zwischen denjenigen, die durch feinere und höhere<br />

Vorbildung aufnahmefähig geworden sind für das ungemessene Anschwellen der<br />

Dichtung der Jahrhunderte, und denjenigen, die es nicht in diesem Maße sind, für<br />

die wir aber in der Hauptsache werben müssen.<br />

Wir sind genötigt - das ist die Aufgabe des Rundfunks, wenn er die Dichtung in<br />

sein Programm aufnehmen will - , von uns aus erzieherische Tätigkeit auszuüben,<br />

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