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pdf (559 KB) - Mediaculture online

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die Form des Essays für den Rundfunk überhaupt ungeeignet ist. Essay wird<br />

immer eine schriftstellerische Leistung sein. Die Art der Gedankenentwicklung,<br />

die Durchfeilung des Sprachlichen, - alles ist für den Leser bestimmt, nicht für<br />

den Hörer.<br />

Man täte deshalb, meiner Meinung nach, gut daran, die Form des Essays für den<br />

Rundfunk überhaupt fallen zu lassen. Gewiß wird es immer möglich sein, bei<br />

bestimmten Anlässen, das Essay eines Schriftstellers, der geehrt werden soll, vor<br />

dem Mikrophon zur Verlesung zu bringen. Das heißt: ein abgeschlossenes, für<br />

einen anderen Zweck geschriebenes Werk reproduzierend wieder in Erinnerung<br />

zu rufen. Das kann aber selbstverständlich nur ein Nebengebiet des Rundfunks<br />

sein. Als spezielle funkische Form, als Vortrag, der für das Radio verfaßt ist,<br />

kommt das Essay kaum in Frage. Herr Dr. Flesch hat ausgezeichnet dargelegt, wie<br />

der Rundfunk sich an eine Vielzahl von Einzelnen wendet, ohne daß diese vielen<br />

Einzelnen, wie in Versammlungen oder im Theater, zu einer Masse verschmelzen.<br />

Er hat den Satz Ernst Hardts zitiert, daß der Radiovortragende jedem einzelnen<br />

Hörer etwas ins Ohr sage. Ich glaube aber, es gibt doch eine Möglichkeit, die<br />

Zehntausende, die Hunderttausende von Radiohörern zu einer bewegten Masse<br />

zusammenzuschließen, bewegt durch Zuspruch und Widerspruch. Ich meine den<br />

kämpferischen, den polemischen Vortrag. Ich glaube, daß diese Form im<br />

Rundfunk noch nicht genügend zur Geltung gekommen ist.<br />

Es ist schon vieles besser geworden. Wenn man daran denkt, daß der Rundfunk in<br />

Deutschland erst seit wenigen Jahren existiert, so ist seine Entwicklung sogar<br />

schneller vor sich gegangen als, die oft zum Vergleich herangezogene<br />

Entwicklung des Films. Aber im allgemeinen instruiert, unterrichtet, belehrt man<br />

den Hörer mehr, als daß man ihn niederringt. Man gibt den Hörer zu schnell<br />

wieder frei. Man läßt ihn entgleiten. Wenn man gegen etwas polemisiert, wenn<br />

man sich scharf für etwas oder gegen etwas einsetzt, zwingt man den Hörer<br />

sofort zur Stellungnahme. Es bilden sich - unsichtbar - Gruppen, die sich für<br />

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