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pdf (559 KB) - Mediaculture online

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Reinacher und Paquet, Diehl und Friedrich Wolf, Brandenburg ebenso wie die<br />

Lasker- Schüler, Bernus ebenso wie Schnack.<br />

Daneben hat unser Sender das unabsehbare Gebiet der Lyrik nach beiden Seiten<br />

durchpflügt: nach der zeitlichen und räumlichen; und in zyklischem Aufbau ist<br />

Lyrik hier mehr gewesen als Schmuck und Zierde einer Stunde, - sie wurde<br />

Ausdruck einer Zeit, einer Epoche, einer kulturell- repräsentativen dichterischen<br />

Erscheinung. Wir führten die Hörer über die verschiedenen Kulturstufen vom<br />

Mittelalter bis in die Zeit des Motors. Wir brachten die Verse der Minnesänger und<br />

- in didaktischem Gegensatz - die stolpernden Reime des 16. Jahrhunderts, die<br />

nicht mehr nach einer unsichtbaren Laute tanzten und nicht mehr den Ambraduft<br />

ritterlicher und höfischer Gewänder mit sich führten, sondern nach Werkstatt und<br />

bürgerlichem Alltag rochen. Wir zeigten den barocken Faltenschwung der<br />

Gedichte Lohensteins und Hofmannwaldaus - die kühle Leidenschaft der Oden<br />

Klopstocks - die einsamen Strophen Günthers die wohlerzogene Lebensfreude<br />

der Anakreontiker - die Verswelt Göethes! Und weiter von Stufe zu Stufe bis in<br />

unsere Zeit.<br />

Von fremder Lyrik sei nur weniges angedeutet: sie schenkte unserem Programm<br />

die weltmännische Ironie des Horaz, die taumelnden Weinsänge des Hafis und<br />

des Litaipe, die zarten Lieder der Japaner, die ehernen Strophen Dantes, - und in<br />

näherer Zeit Verlaines und Baudelaires lyrische Dokumente und das<br />

gespenstische Pathos in den Gedichten Poes.<br />

Und diese Aufzählung aus der Sendefolge einer einzigen von den zehn<br />

Rundfunkgesellschaften stellt in Wahrheit nur einen kleinen Ausschnitt des<br />

weiten Bereiches dar, den die Lyrik im Programmgefüge einnimmt.<br />

Wenn man - wie der Herr Referent es getan hat- die barditische rhapsodische<br />

Zeit als die hohe Zeit der Lyrik preist, dann kann man unmöglich am<br />

künstlerischen Liedgesang vorübergehen, ohne ihn der lyrischen Kunstübung<br />

zuzuzählen. Welch großes Gebiet der Herr Referent damit in die Lyrik einberaumt<br />

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