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pdf (559 KB) - Mediaculture online

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Und jetzt die Stumpfen, die geistig Dämmernden. Was fangen die mit der<br />

Rundfunkliteratur an? Nichts; sie schalten ab, wenn eine solche Sendung beginnt.<br />

Aber das ist ja gerade das Gute, meine Herren! Da wir genau wissen, daß dieser<br />

Hörerteil für ernste Literatur überhaupt nicht in Betracht kommt, brauchen wir<br />

auch keine Rücksicht auf ihn zu nehmen, und wir nehmen auch keine. Das<br />

Abschalten der Empfangsanlage durch die geistig stumpfe Hörermasse bei einer<br />

ernsten Literatursendung ist ein sicheres Ventil gegen eine etwaige<br />

Massenverkitschung der Literatur. Selbst wenn wir, wie mein Herr Vorredner<br />

meint, uns privatkapitalistisch auf die literarisch unreife Hörermasse einstellen<br />

wollten - in Wirklichkeit tun wir es nicht, dürfen wir es nicht und können wir es<br />

nicht; wir haben ja Kulturbeiräte und außerdem auch noch ein Gewissen - ; selbst<br />

wenn wir es also wollten und könnten, wäre es gerade privatkapitalistisch sehr<br />

ungeschickt von uns, einen Absatz dort zu suchen, wo keiner möglich ist.<br />

Wenn man die Wirkung der Rundfunkliteratur auf den Hörer in dieser Weise<br />

ansieht und begrenzt, dann kann man sie meiner Überzeugung nach sowohl für<br />

den Rundfunk wie für die Literatur nur positiv werten. Dann ist der Rundfunk für<br />

alle literarisch Empfänglichen ein neuer Helfer und für die Literatur selbst ein<br />

Bahnbrecher in menschliches Neuland.<br />

Und nun als letzte Frage dieser Reihe: wir selbst, die Sendegesellschaften, wie<br />

stehen wir denn zur Literatur? Wir lieben sie als unser schönstes<br />

Gestaltungsgebiet. Ja, meine Herren, ich behaupte das, denn ich bin überzeugt,<br />

daß unsere größten funkischen Stilaufgaben nicht bei der Musik, sondern bei der<br />

Wortkunst liegen. Die musikalische Funkbearbeitung ist mit zwei Ausnahmen, der<br />

Sendeoper und der untermalenden Musik, viel weniger entwicklungsfähig als die<br />

literarische. Bei der Literatur liegen daher unsere ganz großen Stilprobleme. Und<br />

darum ist die Literatur für uns die schwerere, aber auch die wichtigere und<br />

dankbarere Gestaltungsaufgabe. Sprache und Stoff als akustisches Kunstwerk - :<br />

so lautet die Aufgabe, in der wir den höchsten und schärfsten Nachweis unserer<br />

künstlerischen Zeitechtheit zu erbringen haben werden. Und darum setzen wir<br />

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