pdf (559 KB) - Mediaculture online
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breiten Fluß hat. Es gibt auch noch eine andere Epik, und auf die möchte ich<br />
hinweisen, weil sie mir für den Rundfunk wie geschaffen erscheint und noch<br />
ausgebildet werden muß; das ist die kurze Epik. Herr Zweig hat von dem<br />
Märchenerzähler gesprochen. Gewiß ist das Märchen die Urform aller Epik. Aber<br />
gerade das Märchen ist kurz. Es läßt sich jedes Grimmsche oder Andersensche<br />
Märchen in zehn Minuten oder einer Viertelstunde vorlesen. Ebenso gibt es eine<br />
Epik, die man in England und Amerika weit mehr pflegt und weit mehr als<br />
Kunstform ausgebildet hat und die die Bezeichnung ;,Short Story“ führt, die<br />
heitere oder ernste Erzählung in knappester Form, die kleine Novelle, die kleine<br />
Skizze. Hier scheint mir ein ganz besonderes Gebiet für den Rundfunk zu sein.<br />
Gewiß ist hier noch viel zu leisten, und gerade unsere ersten epischen Dichter<br />
würden nach meiner Meinung hier ein Feld finden, wenn sie versuchten, nicht<br />
mehr in breit ausgesponnenen epischen Gedichten, sondern auch in ganz<br />
knapper, gedrängter epischer Form sich auszuleben und damit gerade dem<br />
Rundfunk etwas zu geben, was ihm gehört. Darauf wollte ich hinweisen.<br />
Dr. Döblin: Meine Damen und Herren! Erst möchte ich einen Vorschlag machen.<br />
Wir haben zwar zugehört, aber ich habe schon wieder das meiste vergessen, und<br />
anderen wird es ebenso gehen. Ich möchte vorschlagen, daß von der Tagung<br />
beschlossen wird, daß die Vorträge gesammelt und etwa hundert Durchschläge<br />
gemacht und den Interessenten diese Durchschläge zugesandt werden, damit<br />
man sich zu Hause die Sachen durch den Kopf gehen lassen kann, und damit die<br />
Vorträge nicht in entstellter oder unzulänglicher Form an uns kommen. Ich bitte,<br />
diesen Vorschlag als Antrag zu behandeln.<br />
Zweitens möchte ich Herrn Hardt zustimmen in dem, was er zu, den Worten des<br />
Herrn Zweig gesagt hat.<br />
1. Kunst ist nicht zu improvisieren, das ist ein allgemeiner Satz. Und wenn<br />
Herr Zweig glaubt, darüber könnte man sich hinwegschwingen, so bin<br />
ich nicht dieser Meinung. Ich glaube aber, daß Herr Zweig dies selbst<br />
auch weiß.<br />
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