pdf (559 KB) - Mediaculture online
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Jede Kunst muß ihren Antrieb haben aus dem Unendlichen. Wir erwarten vom<br />
Künstler mehr als das Können: die Verantwortung, mehr als die Verantwortung:<br />
die Berufung. Können Institutionen Berufungen ersetzen? Darf der Rundfunk<br />
einen Dichter zu seinem Werk veranlassen - mag es auch Hörspiel heißen - ,einen<br />
Dichter, der in diesen Augenblicken sich fern weiß jedem göttlichen Strom? Sie<br />
weisen wieder auf die Vergangenheit und sagen: er darf es. Das aber ist der<br />
entscheidende Punkt, indem nämlich jene Mächte der Vergangenheit von einem<br />
so starken Kulturwillen aus ihre Aufträge diktierten, daß selbst der gottloseste<br />
Künstler wieder erfüllt wurde von den Kräften des Himmels, während die<br />
heutigen Institutionen ihren Auftrag formal beschränken. Der Rundfunk fordert<br />
ein Hörspiel und erhält es; aber wäre es nicht besser, er forderte Dichtungen und<br />
erhielte sie, wenn er dann auch statt eines Hörspiels eine Novelle erhielte?<br />
Der Rundfunk ist heute die größte Macht für alle Künste des Wortes. Diese Macht<br />
ist leer und wesenlos, ein schlotternder Schemen, der sich drahtlos verbreitet.<br />
Diese Macht muß erfüllt werden. Sie muß erfüllt werden vom Geiste, der<br />
ausströmt, vom Volke, das empfängt. In einer Zeit, die verworren ist bis zur<br />
letzten Schraube, die keiner brauchen kann, in einem Land, in dem sich eine<br />
schamlose Zunft verantwortungsloser, dem eigenen Volke entfremdeter, keiner<br />
Rasse, keiner Landschaft verhafteter Literaten breit macht (Zwischenruf: Hört!<br />
Hört!), mögen Männer aufstehen, die diese Macht lebendig machen von innen<br />
heraus: im Dienste der Nation. (Widerspruch.)<br />
Vorsitzender Theodor Däubler: Es scheint mir notwendig zu sein, daß wir über<br />
das „Drama“ und das „Hörspiel“ jetzt in die Debatte eintreten, weil die „Lyrik“ mit<br />
neuen Momenten kommt. Ich glaube, wir lenken die innere Erregung über die<br />
Dinge am besten ab, wenn wir ein Kunstgebiet, das mit diesem sehr wenig zu tun<br />
hat, hier abtrennen. Ich bitte darum, eine Abstimmung über meinen Vorschlag<br />
vorzunehmen, ob jetzt eine Diskussion erfolgen soll.<br />
Friedrich Schnack: Das Thema Lyrik kann von den übrigen nicht getrennt<br />
werden.<br />
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