pdf (559 KB) - Mediaculture online
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Zunächst: wer ist und was vermag der Rundfunk? Er ist ein akustisches<br />
Instrument, dem Telefon nahestehend, vermag aber zum Unterschied vom<br />
Telefon Geräusche, Worte und Töne augenblicklich und gleichzeitig zu sehr<br />
vielen, zu unbestimmt vielen Menschen zu tragen. Die Literatur hatte bekanntlich<br />
bisher für Verbreitungszwecke, abgesehen von dem einfachen, natürlichen,<br />
mündlichen Vortrag, zur Verfügung das Buch und das Theater. Wir sehen sofort,<br />
der Rundfunk ist dem Buch und dem Theater überlegen durch seinen ungeheuren<br />
Aktionsradius. Wir müssen freilich zugleich feststellen, daß der Rundfunk<br />
keineswegs etwa die Verbreitung von Literatur als alleinige Aufgabe hat, wie das<br />
Theater und der größte Teil der Bücher. Der Rundfunk vermittelt auch seiner<br />
Natur nach Töne und Geräusche, und da ist ungleich wichtiger als die<br />
Literaturverbreitung für ihn die Verbreitung von Musik. Warum die Musik? Das<br />
folgt einmal aus dem riesigen Umfang der Hörermasse. Die Musik ist einfach<br />
universeller als die Literatur, allgemein leichter verständlich, und darum ist sie<br />
die gegebene Kunst des Rundfunks. Neben die Musik tritt dann als wichtiges<br />
Gebiet des Rundfunks die Nachrichtenverbreitung, die Journalistik, die<br />
gesprochene Tageszeitung. Das ist eine eminent wichtige Sache, und daß der<br />
Rundfunk aufs rascheste Nachrichten übermitteln kann und sie auch rasch<br />
ausmünzen kann, sichert diesem Instrument einen ganz besonderen Platz unter<br />
den Verbreitungs- und geistigen Wirkungsmitteln. Ich möchte glauben, wir tun<br />
nicht unrecht, wenn wir sagen: erst an dritter Stelle kommt das Gebiet, mit dem<br />
wir uns heute befassen, das Gebiet der geformten Sprache, die Literatur. Das nur<br />
nebenbei.<br />
Wie sieht nun in den für unsere Zwecke wichtigen Punkten formal diese Literatur<br />
aus? Wir benennen sie nach der geläufigen Einteilung Lyrik, Dramatik und Epik<br />
und schließen noch das etwas zweifelhafte Gebiet der Essayistik an, das in der<br />
deutschen Literatur nicht sehr groß ist, für den Rundfunk aber sehr wichtig ist<br />
oder sehr wichtig werden kann, weil es zur Journalistik und zur belehrenden<br />
Wissenschaft hinüberführt. Lyrik, Epik und Essayistik nun haben zunächst ein<br />
bestimmtes formales Merkmal: sie stehen in Büchern. Sie werden nicht oder nur<br />
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