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pdf (559 KB) - Mediaculture online

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einzelne Dichter zu erteilen, sondern auszugehen von dem Kulturmoment; um es<br />

zu präzisieren: daß, wer einen Auftrag gibt, auch einen Auftrag haben muß.<br />

Ernst Hardt: Wollen Sie mir bitte erlauben, aus den Regionen einer im Augenblick<br />

verklungenen Dichtergeneration etwas von dem Öl heranzuholen, mit dem wir<br />

manchmal uns einbildeten, gesalbt zu sein, und es auf die Wogen Ihrer zornigen<br />

Auseinandersetzung zu gießen. Es unterliegt keiner Frage, daß Herr Bronnen hier<br />

niedliche, mit entzückendem Sprengstoff gefüllte Miniaturbömbchen geworfen<br />

hat, die bald den einen und bald den anderen Herrn getroffen haben. Es war<br />

prachtvoll, als seine kleinen Bomben durch die große Bombe des Herrn Döblin<br />

abgewehrt wurden. Mich selbst verleitete diese Schießerei, wenigstens mit einer<br />

Knallerbse nach Bronnen zu werfen, damit ihr lustig gemäßigter Knall unsere<br />

Verhandlungen nach dem ganzen erheiternden Handbombengefecht zurückführe<br />

zu der, meiner Meinung nach, sehr erfreulichen Art, in der die zwei Tage unserer<br />

sachlichen Arbeit verlaufen sind. Lassen Sie uns also bitte in ihr fortfahren.<br />

Arnold Zweig: Ich möchte hier noch zu einigen Fragen sprechen, die von Herrn<br />

Hardt in besonders feiner und eindringender Überlegung zum Verhältnis von<br />

Drama und Rundfunk berührt worden sind, und zu der Frage: Kunst und Auftrag.<br />

Lassen Sie mich mit der letzteren beginnen. Aus meiner geringen Kenntnis der<br />

Malerei aller Zeiten erinnere ich mich etwa der Sixtinischen Fresken des<br />

Michelangelo. Wollen Sie mir mitteilen, aus welcher autonomen Inspiration diese<br />

Werke entstanden sind? Sie, wie die gesamte große Malerei bis tief ins 19.<br />

Jahrhundert hinein, waren Auftragskunst, Auftragskunst wie die Athene des<br />

Phidias, die Madonnen des Fra Angelico, die Porträts des Velasquez oder Tizians.<br />

Dieses Beauftragtsein des Künstlers hat nicht daran gehindert, daß diese<br />

Kunstwerke ebenso wie die ägyptischen Plastiken, die Metopen von Selinunte<br />

oder der Isenheimer Altar zu den großartigsten Schöpfungen des menschlichen<br />

Kunsttriebes gehören. Alle diese Werke waren Aufträge, die gesamte Kunst zu<br />

jenen Zeiten. (Zuruf: Beethovenl) Jawohl, zur Musik komme ich noch. Es gehörte<br />

zu den Eigenarten des 19. Jahrhunderts, daß mangels Auftraggebern die Künstler<br />

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