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pdf (559 KB) - Mediaculture online

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Damit bin ich bei der nächsten Frage, dem Verhältnis der Dichter zu dem neuen<br />

künstlerischen Medium des Rundfunks. Ich meine jetzt natürlich nur lebende<br />

Dichter. Sie können im Rundfunk sprechen oder für ihn schreiben, - in beiden<br />

Fällen müssen sie sich dem Wesen der akustischen Abstraktion, in dem nun<br />

einmal das Geheimnis aller Rundfunkwirkungen beschlossen liegt, anpassen. Sie<br />

müssen begreifen, oder besser, innerlich erleben, daß ein Nursprechen und<br />

Nurhören ohne Sehen und Gesehenwerden keine schlechtere, sondern einfach<br />

eine andere, eine ganz neue Ausdrucksform und Ausdruckswelt ist. Nur wer sie<br />

ernsthaft studiert und künstlerisch durchlebt, kann sie auch gestalten. Der<br />

Rundfunk ist ein neues, vom Himmel gefallenes schöpferisches Instrument<br />

gerade der lebendigen Wortkunst. Es liegt an Ihnen, meine Herren, auf diesem<br />

Instrument ebenso virtuos zu spielen wie auf der Buchpresse und der Rampe. Die<br />

zeitgenössischen Komponisten haben dies klar erkannt. Für sie ist der Rundfunk<br />

nichts Fremdhaftes oder Feindseliges mehr, sondern ein neues, großartiges<br />

akustisches Arbeitsfeld. Aus den Autorenkreisen der Dichtung aber spüren wir<br />

immer noch eine gewisse Scheu, manchmal sogar Mißtrauen und<br />

Geringschätzung. Es wäre sehr schade, wenn hier bei einer doch unaufhaltsamen<br />

Entwicklung unnötig Zeit verloren würde.<br />

Und nun das zweite Fragenpaar: was bedeutet die Literatur für den<br />

Rundfunkhörer und die Sendegesellschaft? Der Rundfunkhörer, - meine Herren,<br />

Sie denken hier immer zu sehr an die Millionenmasse der amtlich registrierten<br />

Teilnehmer. Diese Masse gibt es nur als Zahl, niemals als geistige Einheit. Sie ist<br />

gesellschaftlich, weltanschaulich, politisch und sonstwie derart zerteilt, daß man<br />

ihr nur noch von der psychologischen Seite her nahekommen kann. Wichtiger als<br />

sozialer Rang oder Schulabgangszeugnis erscheint mir die geistige<br />

Beschaffenheit dieser Menschen. Und hier, im Geistigen, gibt es eigentlich nur<br />

drei große Gruppen: geistig regsame, laue und stumpfe Hörer. Die Regsamen und<br />

durch ihre Bildung mit der Literatur bereits vertrauten Hörer werden richtig<br />

gewählte und gut gesprochene Literatur auch im Rundfunk gern anhören und<br />

verstehen. Eine Sonderstellung unter den regsamen Hörern nehmen die geistigen<br />

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