pdf (559 KB) - Mediaculture online
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Arbeit. Alle Genies haben immer wieder wesentlich von ihrem Fleiß gesprochen,<br />
das heißt von der Arbeit an ihren Dingen. Nun kann es natürlich geschehen, daß<br />
einen Dichter im Zusammensein mit anderen Menschen, hervorgerufen durch den<br />
Anreiz der Geselligkeit, plötzlich ein Schöpfungsmoment überkommt und er zu<br />
erzählen anfängt. Ich entsinne mich, oft genug in meinem Leben bedauert zu<br />
haben, daß man seine Stegreiferzählung nicht aufschreiben konnte. Aber dies<br />
Improvisieren entsteht ja gerade dadurch, daß ich in anderer Menschen Augen<br />
sehe, daß es mich plötzlich zwingend interessiert, diesem oder jenem Menschen<br />
ein Erlebnis zu vermitteln. Dies Improvisieren ist also nur in leiblicher Gegenwart<br />
anderer möglich, und ich glaube nicht, daß sich eine Kunstform daraus<br />
entwickeln kann, daß jemand allein in einem kleinen Kämmerchen sitzt und vor<br />
gedachten Menschen nun sich selber gewissermaßen etwas vorimprovisiert. Ich<br />
glaube, daß dieser Traum des improvisierenden Dichters vor dem Mikrophon ein<br />
künstlerischer Irrtum ist.<br />
Drittens bitte ich bemerken zu dürfen, daß die Länge eines epischen Werks gar<br />
kein Hindernis für den Rundfunk bildet. Man braucht sich nur dazu zu<br />
entschließen, ein wertvolles Werk etwa so vortragen zu lassen, wie das viele<br />
Sendegesellschaften getan haben, - nämlich so, daß diejenigen Menschen, die es<br />
hören wollen, Zeit haben, täglich um die gleiche Stunde die Fortsetzung von Tag<br />
zu Tag zu hören. Ich weiß, daß z. B. Berlin, Frankfurt und Köln große epische<br />
Werke ohne Striche den Hörern erzählt haben und daß sich große Gruppen<br />
bildeten, die täglich zu diesen fortlaufenden Erzählungen zurückkehrten, im<br />
Westdeutschen Rundfunk sogar einmal zwei Jahre lang mit der gleichen Begierde<br />
zurückgekehrt sind.<br />
Dr. Fulda: Meine Damen und Herren! Ich will nur eine ganz kurze Ergänzung zu<br />
dem geben, was hier über Epik gesagt worden ist, oder vielmehr eine Lücke<br />
ausfüllen, ohne mich auf theoretische und ästhetische Ausführungen<br />
einzulassen. Ich möchte darauf hinweisen, daß Sie nur gesprochen haben von<br />
einer Epik - und auch Hardt sprach davon - , die einen weiten Umfang, einen<br />
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