pdf (559 KB) - Mediaculture online
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erlebt oder auch gar nicht erlebt und keine lebende Resonanz erfährt, so ist hier,<br />
durch dieses großartige, aber mörderische Instrument, die Masse zerteilt; die<br />
Masse ist nicht da, und darum ist Theater nicht möglich im Rundfunk, sondern<br />
nur das Surrogat Sendespiel oder Übertragung. Nun, das sind keine Vorwürfe<br />
gegen das Radio, sondern Bestimmungen seiner Grenzen und seiner Natur.<br />
Wir von der Literatur also, ob wir in Büchern schreiben oder für das Theater<br />
arbeiten, werden trotz allem Anreiz nur unbedeutend und nicht tiefgehend durch<br />
die Tatsache des Rundfunks bewegt und voraussichtlich auch nicht stärker<br />
bewegt werden. Das Manko des Rundfunks gegenüber dem Status der heutigen<br />
Literatur ist zu groß, dies Manko, das dem Rundfunk gegenüber der Musik und<br />
der Journalistik fast völlig fehlt. Wenn wir uns nun als Autoren doch, dem<br />
Rundfunk nicht nur wohlwollend, sondern auch verantwortungsvoll zuwenden, so<br />
wollen wir und die Herren vom Rundfunk, die eigentlichen Radioaktiven, nach<br />
dem eben Gesagten folgendes bedenken und zusammenfassen. Bei der Lyrik und<br />
der Essayistik ist die Annäherungsmöglichkeit leicht und gut. Sie ist von den<br />
Herren des Rundfunks und denen der Literatur gemeinsam mit guter Chance<br />
weiterzubetreiben. Wenn man dem Rundfunk in bezug auf Epik und Dramatik<br />
sagt: möglichst Hände weg, oder: gib deine Sendespiele und Übertragungen -<br />
aber es ist nicht Kunst, sondern nur Abklatsch oder Kunsttorso oder Bericht von<br />
Kunst,- wenn man dies sagt, so darf man aber, muß man zugleich etwas anderes<br />
Positives hinzufügen. Der Rundfunk kann zwar nicht die Epik und die Dramatik<br />
der Literatur übernehmen; aber er muß sich nur wie Antäus auf seinen eigenen<br />
Boden zurückbewegen, dann kann er sich Epik und Dramatik auf eigene Weise<br />
assimilieren und kann eine spezifische, volkstümliche Rundfunkkunst, eine<br />
besondere große, interessante Kunstgattung entwickeln. Diese Gattung hat den<br />
Merkmalen des Radio - Hörbarkeit, Kürze, Prägnanz, Einfachheit - Rechnung zu<br />
tragen. Der Rundfunk hat sein Hörspiel, das bisher mit Ausnahmen fast ganz in<br />
den Händen von Dramaturgen liegt, durchaus mit Hilfe der wirklichen Literatur zu<br />
entwickeln, denn es ist Sprache und dichterische Phantasie dazu nötig. Er bemüht<br />
sich schon, er möge aber, und mit ihm der Produzent solcher Werke, mehr als<br />
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