pdf (559 KB) - Mediaculture online

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Auf diese Weise habe ich ein paar Erfahrungen gesammelt, und ich bin heute
schon fast so weit, daß ich imstande bin, vor dem Rundfunk zu improvisieren. Ich
nehme auch noch kaum ein ausgearbeitetes Manuskript mit. Vielmehr überlege
ich mir vorher genau, über was ich sprechen will. (Zwischenruf: Über was
sprechen Sie?) Über einen Gegenstand, den ich beherrsche, meinetwegen die
Weltstadt Berlin. Ich übersehe vorher den Stoff und gestalte ihn neu beim
Sprechen. (Zwischenruf: Das ist die richtige Form der Reportage!) Es kommt auf
das Zusammenraffen des Stoffes, das blitzartige Formfassen an. Auf dieses Ziel
sollte hingearbeitet werden. Ich habe gestern in Frankfurt interessante
Ausführungen über dieses Problem gehört, und ich möchte dem nur die eine
Forderung hinzufügen: Geben Sie uns ein Studio. Geben Sie uns die Möglichkeit,
uns selbst zu hören, aber auch die, aus einer vorbereiteten Stoffülle immer
wieder zu sprechen. (Zwischenruf: Und die Zensur?) Davor habe ich keine so
große Angst. (Zwischenruf: Sie müssen doch das Manuskript vorlegen!) Gewiß,
doch ich hatte niemals ernstliche Schwierigkeiten. Ich habe vor allem den einen
Wunsch, daß es möglich gemacht werde, aus dem autodidaktischen Stadium
herauszukommen, in das einer wirklichen Beherrschung der technischen
Möglichkeiten des Rundfunks. Dann kommen. wir schon ein großes Stück weiter.
Dazu müßte allerdings auch wirtschaftlich eine gewisse Grundlage gegeben
werden.
Vorsitzender Ernst Hardt: Ich bitte um die Erlaubnis, über den dunklen Begriff
der Rundfunkzensur einiges sagen zu dürfen. Es wird damit besonders in den
Zeitungen sehr viel Unfug getrieben. Der Verband der Berliner Kritiker hat sogar
eine Resolution gegen die Rundfunkzensur gefaßt. Wie wirkt sich denn diese
Rundfunkzensur aus? Angenommen, es gäbe jemand von Ihnen eine
Abendgesellschaft und hat dazu zum ersten Male auch eine Persönlichkeit
eingeladen, die er nicht genau kennt, die ihm aber sagt: Ich werde heute abend
über den Antisemitismus sprechen. Dann würden Sie doch als Gastgeber
sicherlich fragen: Was wollen Sie denn sagen; es sind mehrere jüdische Freunde
bei mir zu Gast. Mehr tut der Rundfunk auch nicht. Für die Rundfunkleitung ist es
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