pdf (559 KB) - Mediaculture online
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2. „Epik“ und das, was Herr Zweig im Kopf hat, ist nicht dasselbe. Auch<br />
Kurzgeschichten sind nur ein minimaler Ausschnitt der Epik. Es steht<br />
eben so: richtige geschriebene Epik geht nicht in den Rundfunk ein, der<br />
Rundfunk braucht seine besondere Form: die Epik- Dramatik. - Für<br />
Märchenstunden, besonders improvisiert, bedanke ich mich. Ich halte<br />
das für einen Atavismus und für ganz und gar keine<br />
Fortentwicklungsmöglichkeit der Epik.<br />
3. Ich will ich Herrn Roeseler zustimmen. Der Rundfunk muß in der Tat<br />
eine Umstellung von Sehmenschen in Hörmenschen in uns vollziehen. Es<br />
ist übrigens notwendig, daß Hörwerke, die gedruckt sehr wenig<br />
Bedeutung haben können, besonders bezahlt werden. Die<br />
Rundfunkgesellschaft hat hier die Entwicklung etwas in der Hand.<br />
Zuletzt möchte ich gerne wissen, und ich bitte, hierüber abzustimmen, ob es<br />
heißt „der Essay“ oder „das Essay“. Es ist eine große Differenz entstanden, und ich<br />
gehe mit persönlicher Verwirrung aus der Tagung. Ich habe bisher immer<br />
geglaubt, daß es heißt „der Essay“.<br />
Vorsitzender Ernst Hardt: Ich möchte dazu bemerken, daß es in der Tat, soweit<br />
meine Erfahrungen reichen, „der Essay“ heißt. Es war Herrn Ihering vorbehalten,<br />
diese falsche Bezeichnung „das Essay“ zu wählen.<br />
Herbert Ihering: Ich weiß es wirklich selbst nicht!<br />
Walter von Molo: Meine Damen und Herren! Es ist das Wort „Prediger“<br />
gesprochen worden. Das ist doch ein etwas pathetisches Wort. Ich sage lieber<br />
Mensch dafür. Was ist für den Dichter das Schönste? Wenn Leute, vor allem junge<br />
Menschen zu ihm kommen und ihn um Rat fragen über rein menschliche Dinge.<br />
Ich möchte sagen, daß der Rundfunk Selbstbekenntnisse über alle möglichen<br />
Probleme der Menschen bringen soll. Die Scham des Sprechenden fällt weg, man<br />
sieht die Leute nicht, ebenso stört die Scham den Zuhörer nicht; er hört allein.<br />
Das ist Ähnliches wie die Beichte, oder psychoanalytisch: Befreiung durch<br />
Geständnis, Abreagieren. Ich glaube, es ist deshalb auch zweckmäßig, weniger<br />
hier über Ästhetik zu sprechen, als den Menschen zu suchen und diesen<br />
Menschen zu Menschen sprechen zu lassen. Ich muß vorschlagen, daß darauf hin<br />
die Debatte geleitet wird. Allerdings müßte dann die Zensur fallen. Denn wenn<br />
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