pdf (559 KB) - Mediaculture online
pdf (559 KB) - Mediaculture online
pdf (559 KB) - Mediaculture online
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Hermann Kasack:<br />
http:/ /www.mediaculture- <strong>online</strong>.de<br />
Meine Herren! Ernst Hardt hat davon gesprochen, daß die Substanz und die<br />
Atmosphäre einer dramatischen Dichtung im Wort beruht, und er hat uns die<br />
Verwandlung des Zuschauers in den Typus des Zuhörers dargestellt. Ich will von<br />
der gleichen Voraussetzung ausgehen, um einige Fragen und Forderungen zu<br />
berühren, die auf die konkrete Gestaltung einer Beziehung zwischen Dichtung<br />
und Rundfunk, in Hinsicht auf das Drama, zielen. Vor allem liegt mir daran, Ihnen<br />
einige Stichworte für unsere anschließende Diskussion zu geben.<br />
Erstes Stichwort: Hörbühne. Meine Herren, die Situation der Dramensendung liegt<br />
doch so: vom Dichter oder von der gesamten Dramenliteratur der Welt aus<br />
gesehen, scheint es möglich, aber nicht zwingend notwendig zu sein, daß sich<br />
die künstlerische Wirkung durch die rein akustische Umsetzung am stärksten, am<br />
reinsten entfaltet. Vielmehr tritt zu den beiden bisher vorhandenen Formen,<br />
durch die sich ein Drama dem Publikum erschließen kann, nämlich der Form der<br />
Lektüre und der Form der Aufführung, jetzt eine neue, dritte Möglichkeit: die der<br />
akustischen Wiedergabe durch Rundfunk. Und zwar scheint es eine bestimmte<br />
Zwischenform zwischen Lektüre und Theateraufführung zu sein, die weder die<br />
eine noch die andere Vermittlungsform ersetzen oder nachahmen soll; also<br />
praktisch gesprochen weder eine Theaterwirkung vortäuschen, noch in einer<br />
bloßen Deklamation mit verteilten Rollen bestehen darf.<br />
Hält man hieran fest, so ergibt sich sogleich die Frage: inwieweit kann, soll oder<br />
muß ein Drama, das ursprünglich für die Lektüre oder für die Theateraufführung<br />
geschrieben ist, für eine Funkwiederwiedergabe bearbeitet werden? Gestern ist<br />
bereits darüber gesprochen worden. Herr Kyser lehnt jede Bearbeitung des<br />
Stückes, die eine Veränderung der künstlerischen Form bedeutet, ab.<br />
Zweites Stichwort: Funkbearbeitung. Hier lautet die Forderung, die allerdings<br />
später noch etwas einzuschränken ist: es dürfen an dem vorliegenden Text eines<br />
Dramas nur dramaturgische Änderungen vorgenommen werden. Also in<br />
71