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pdf (559 KB) - Mediaculture online

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vermitteln, und die Überwindung des letzten kleinen Restes technischer<br />

Beschwertheit ist nur noch eine Frage ganz kurzer Zeit.<br />

Die Lyrik führt ihr real- sinnliches Dasein im Akustischen und nur im Akustischen,<br />

und dieses Akustische ihrer Formgebung kann durch den Rundfunk zu genau<br />

derselben künstlerischen Wirkung gebracht werden wie sonstwo.<br />

Wenn man die aufgeworfene Frage ästhetisch korrekt behandeln wollte, so müßte<br />

man zunächst die Apperzeption des Sprachlichen und insbesondere der Lyrik<br />

untersuchen, und man müßte das Ergebnis in Beziehung setzen zur Psychologie<br />

der rundfunkmäßigen Darstellungsmittel oder - wie Dessoir gegenständlicher<br />

sagen würde - zur „Spielregel“ des Rundfunks. Daraus würde sich dann ergeben,<br />

welche Bestandteile des Lyrischen bei der Rundfunkwiedergabe unversehrt in das<br />

Bewußtsein des Hörers eingehen, welche verkümmert werden, und welche sogar<br />

ausfallen. Eine solche Untersuchung zeigt auf, daß alle Qualitäten, aber auch alle<br />

Mängel der Lyrik bei der Rundfunkübertragung im einzelnen und als Ganzes<br />

erhalten bleiben. Die Lyrik wird durch den Materialstil des Rundfunks überhaupt<br />

nicht berührt. Man darf natürlich nicht verlangen, daß durch die<br />

Rundfunkwiedergabe nun der ästhetische Mangel, der dem Lyrischen aus seiner<br />

eigenen Natur anhaftet, behoben werde. Es liegt im Wesen der Lyrik, und es<br />

wiederholt sich dieser Zug in der Lyrik aller Nationen, daß ihre Anschauungskraft<br />

nicht die hohen Grade wie bei der epischen und dramatischen Literatur erreichen<br />

kann. Das lyrische Kunstwerk gefällt sich auch in einer geradezu souveränen<br />

Haltung gegenüber der logischen Disziplin. Aus diesen Gründen ist es mit dem<br />

Inhaltswerte der Lyrik nie so weit her, daß man etwa auf das Inhaltliche pochen<br />

dürfte. Der Herr Referent sagte: die Rundfunklyrik müsse sich auszeichnen durch<br />

scharf umrissene bildliche Vorstellungen, durch reiche, nicht verschwimmende<br />

Klänge und Farben, sie werde sich mit ihren bildnerischen Kräften zu stellen<br />

haben und in der Gedrängtheit ihres Ablaufs, ihres lyrischen Geschehens<br />

Rhythmen vielfacher Brechung und stärkster Bewegung anschlagen müssen . . .<br />

Nun, meine Herren, ich glaube, für eine solche Bereicherung der Ausdruckskraft<br />

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