pdf (559 KB) - Mediaculture online
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über den Rundfunk gehalten werden sollen. Ferner heißt es: Der Rundfunk soll<br />
religiös und sittlich anders Denkende nicht verletzen. (Zuruf: Das ist ein sehr<br />
gefährlicher Paragraph!) Es muß also jemanden geben, der die Einhaltung dieser<br />
Richtlinien überwacht, und das ist der Redakteur, der Intendant. Ich kenne keine<br />
Zeitung, an der nicht eine Stelle aus einem Aufsatz, die unter Umständen nur<br />
einen Inserenten ärgern könnte, vom Redakteur ruhig gestrichen wird. Ich meine<br />
also, man erregt sich im Rundfunk über Dinge, die man sich von jedem<br />
Zeitungsredakteur ruhig gefallen läßt, ohne eine Prinzipienfrage daraus zu<br />
machen. Im Rundfunk nennt man jede auch noch so selbstverständliche<br />
Rücksichtnahme: Zensur.<br />
(Zurufe: Dann ist Zensur, wenn man vom Standpunkt der Hörerwarte aus . . . Es<br />
handelt sich ja hier darum, daß wir improvisieren sollen, und wir können nicht<br />
improvisieren, wenn solche Zensur geübt wird.)<br />
Vorsitzender (fortfahrend): Ich glaube, wir können aus Zeitmangel dieses Thema<br />
nicht weiter verfolgen. Ich bitte aber die anderen Herren der deutschen Sender,<br />
sich zu äußern. Bei uns z. B. haben etwa 30 Gespräche unter vier Menschen<br />
stattgefunden über das Thema: Was ist der Staat? Es ist vorher keinmal<br />
verabredet worden, was gesprochen werden würde, wir haben keinerlei Kontrolle<br />
geübt, ich nahm nur persönlich an diesen Gesprächen teil, um die Verantwortung<br />
für die Improvisation auf mich zu nehmen.<br />
Arnold Zweig: Ich möchte zu diesem Thema noch verschiedene Erfahrungen<br />
berichten, die uns alle angehen könnten.<br />
Ich habe drei Reden im Berliner Rundfunk gehalten, von denen ich für zwei<br />
Manuskripte eingereicht hatte, die dritte aber improvisierte. Die erste handelte<br />
von dem Dichter Lion Feuchtwanger, die zweite war eine Ehrung der gefallenen<br />
Dichter. Diese zweite Rede, im Manuskript vorgelegt, gedachte nicht nur der im<br />
Kriege gefallenen Dichter, sondern auch der in der Revolution und Nachrevolution<br />
getöteten Geistigen und Dichter. Der Rundfunk ließ mir dies Manuskript,<br />
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