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pdf (559 KB) - Mediaculture online

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können. So glaube ich, daß die große bleibende Dichtung ihren Platz im Rundfunk<br />

finden kann; allerdings werden die Hauptstunden bedeutsameren Arbeiten<br />

vorbehalten bleiben müssen. Ich möchte mich nicht auslassen über gewisse<br />

ästhetische Angelegenheiten, über Kriterien der Literatur. Sie wissen, daß die<br />

neue Literaturwissenschaft neue Kriterien aufgestellt hat für das Wesen der<br />

bleibenden Dichtung und den großen Wert zeitgenössischer Dichtung. Es ergibt<br />

sich nun die große Aufgabe für den Rundfunk, neben dieser bleibenden großen<br />

Dichtung der Vergangenheit auch die zeitgenössische Literatur zu pflegen, und<br />

zwar in besonderen Formen; und damit hat Hand in Hand zu gehen die Erziehung<br />

der Hörer zum Hören. Wir gehen in unserer Gesellschaft, der Deutschen Welle,<br />

sehr von dem erzieherischen Gesichtspunkt aus, und ich glaube, daß der<br />

Schulfunk, eine Einrichtung unserer Sendegesellschaft, die besonders gepflegt<br />

wird, ein Weg wäre, um von der Schule aus, vom Kinde her, den Hörsinn lebendig<br />

zu machen. Die Kinderstunde wäre ein weiterer Weg zum Ziel.<br />

Dann aber etwas Zweites. Es ist heute schon davon gesprochen worden, daß der<br />

Rundfunk den Umständen der Zeit entsprechend Mittel und Wege finden soll, um<br />

den Dichter unserer Zeit wieder anzulocken, wirklich vom Schriftsteller zum<br />

Sprachsteller sich zu entwickeln, um einen neuen Erzähler aus ihm zu machen. Es<br />

wird also notwendig sein, genau so wie es in der Musik geschehen ist, neue<br />

Romane, neue Erzählungen, neue Kurzgeschichten in Auftrag zu geben und<br />

Urerzählungen im Rundfunk zu veranstalten. Vielleicht muß man da einen Weg<br />

gehen, den verschiedene Sendegesellschaften gegangen sind, nämlich ein Studio<br />

dafür zu errichten. Man muß mit geeignet erscheinenden Herren den Versuch<br />

machen, für die göttliche Stunde ihrer Schöpfung ihnen ein solches Studio zur<br />

Verfügung zu stellen und den Dichter erzählen zu lassen ohne Einschränkung.<br />

Auf abendfüllende Darbietungen ästhetischer Art wird der Rundfunk hier immer<br />

verzichten, die Epik wird in dieser Hinsicht nur eine Nebenrolle innerhalb des<br />

Rundfunks spielen müssen. Welcher Art voraussichtlich die künstlerische<br />

Gestaltung der Rundfunkdichtung sein wird, das hat Dr. Döblin richtig<br />

angedeutet: eine episch- lyrische, balladistisch- dramatische Mischform mit<br />

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