pdf (559 KB) - Mediaculture online
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Essay und Dialog<br />
Hans Flesch:<br />
http:/ /www.mediaculture- <strong>online</strong>.de<br />
Für eine Betrachtung der essayistischen Form, einer Themenbehandlung im<br />
Rundfunk, mag es dem Rundfunkmann erlaubt sein, von vornherein die Frage, ob<br />
und inwieweit überhaupt die Behandlung von Problemen, Zeiterscheinungen oder<br />
Gedanken in essayistischer Form dem Rundfunkprogramm zuträglich ist, aus der<br />
Diskussion auszulassen. Ich würde mir auch für die nur andeutungsweise<br />
Behandlung dieser Frage zuviel der mir zur Verfügung stehenden zehn Minuten<br />
wegnehmen, und ich möchte deshalb einmal voraussetzen, daß uns das Essay als<br />
ein nicht ungeeigneter Programmpunkt erscheint, daß die essayistische Form der<br />
Themenbehandlung uns im Rundfunkprogramm zusagt, vorausgesetzt, daß das<br />
Thema sich dafür eignet.<br />
Das Essay bedeutet im Rundfunk mit die älteste Form der Gedankenübermittlung.<br />
Mit einem gewissen Schauder erinnern wir uns noch der essayistischen<br />
Vortragsthemen, die uns insbesondere zu Beginn der Rundfunktätigkeit von allen<br />
Seiten angeboten wurden und die auch heute noch einen Hauptteil unseres<br />
ungebetenen Manuskripteingangs ausmachen. Themen wie „Ein Reisetag mit<br />
Mozart und Constanze“, „Hans Sachs bei Lortzing, in den ,Meistersingern‘ und<br />
wie er wirklich war“ oder „Die Jugendliebe großer Männer“ dominierten und<br />
wiesen dem Rundfunk einen Weg in die Gartenlaube. Die Form dieser Essays<br />
unterschied sich in nichts von der schlechter Zeitungsfeuilletons, konnte es auch<br />
schon darum gar nicht, weil sie meistens zurückgeschickte Zeitungsfeuilletons<br />
waren. Aber auch gute, in anständigem Deutsch geschriebene und thematisch<br />
einwandfreie Einsendungen dieser Art wurzeln auch heute noch meist im<br />
geschriebenen Essay. Und hier scheint mir ein Grundfehler zu liegen.<br />
Sieht man den Rundfunk lediglich als ein Vermittlungsinstrument an, das ebenso<br />
wie ein Buch, wie eine Zeitschrift, nur in anderer Form, Gedanken zu verbreiten in<br />
der Lage ist, so tut man sicher das Richtige, wenn man möglichst gute Essays, die<br />
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