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als Anschauung der Erde, als lebendige Reisebilder, müßte so übermittelt werden,<br />
Das Essay als Erlebnis, der Dialog, diese außerordentliche Kunstform, die einst<br />
die größten Gedanken der Menschheit etwa in Platos Dialogen trug, als neue<br />
Schöpfung des Rundfunks, wobei ich allerdings bezweifle, daß hier durch<br />
Improvisation Wesentliches geleistet werden kann. Dazu ist die Verantwortung<br />
des geistigen Menschen vor dem Wort zu groß.<br />
Aber geben wir uns keiner Täuschung hin: die Entwicklung des Radios ist an das<br />
Wirtschaftliche gebunden. Wer bloß schnell mit der linken Hand etwas<br />
wegschreibt, um Geld zu verdienen, der schadet mehr, als er nützt. Wer ernsthaft<br />
und verantwortlich arbeitet, muß in der heutigen äußerst schweren<br />
Lebenssituation die Möglichkeit sehen, daß seine Arbeit auch ihren Lohn findet.<br />
Hierzu sind die bestehenden Tarifverträge, die sich nicht auf Originalwerke des<br />
Rundfunks beziehen, nicht ausreichend. Nach diesen Tarifen würde etwa<br />
München 350 Mark für ein abendfüllendes Hörspiel zahlen. Deswegen muß dafür<br />
gesorgt werden, daß eine Zentralstelle der Programmgestaltung des Deutschen<br />
Rundfunks für Hörspiele geschaffen wird, die eine Verflechtung der<br />
Rundfunkprogramme gewährleistet. Sonst würde Berlin langsam die Zentralstelle<br />
für wichtige Originalrundfunkaufführungen werden, während sich die Sender im<br />
Reich mit geringeren Arbeiten begnügen müßten, ein Zustand, der durchaus nicht<br />
wünschenswert ist.<br />
Gerade die Auswertung und Wirkungsmöglichkeit einer neuen Kunst ist sehr<br />
mitbestimmend für die Mitarbeit jener schöpferischen Menschen, die der<br />
Rundfunk, wie es schon diese Veranstaltung lehrt, sucht.<br />
Arnold Zweig: Ich erleide den ganzen Nachteil eines Menschen, der eine<br />
Verabredung hält, nämlich nur zehn Minuten zu sprechen. Infolgedessen muß ich<br />
an meine Hörer wesentliche Ansprüche der Ergänzungsfähigkeit stellen, die zum<br />
Teil nicht erfüllbar scheinen. Ich meine nicht, daß sich jemand aus der Fülle des<br />
Gemüts vor das Mikrophon stellt und dort seine Ausführungen macht. Vielmehr<br />
legte ich meinen Worten die Erfahrungen zugrunde, die die Zeitung mit dem<br />
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