pdf (559 KB) - Mediaculture online
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neuerer Zeit ohne grundlegende; gattungsverändernde Bearbeitung auf der<br />
akustischen Bühne erstehen zu lassen. Drama bedeutet Gegenwart,<br />
Funkwiedergabe des Dramas Vergegenwärtigung dieser Gegenwart. Darum sollte<br />
ein Drama, das stofflich milieu- oder zeitgebunden in gesellschaftlicher<br />
Vergangenheit wurzelt, nicht gesendet werden. Vielmehr sollte in solchen Fällen<br />
aus der aufgeworfenen Problemstellung eine neue Textpartitur für ein Hörspiel<br />
geschaffen werden.<br />
Beim Unterhaltungsstück: jede Konzession an funkentsprechende Umsetzung. Bei<br />
der dramatischen Dichtung: keine andere Tendenz als die, die Gültigkeit des<br />
Wortes und die Einmaligkeit des Kunstwerks zu vermitteln.<br />
Es gibt in der Gruppe der dramatischen Dichtung auch Werke, die von sich aus<br />
weniger aufs Wort und mehr auf das Optische, Schaubühnenhafte gestellt sind.<br />
Wenn es, wie ich wiederhole, bei der Sendewiedergabe einer dramatischen<br />
Dichtung in erster Linie darauf ankommt, die dichterische Atmosphäre zu<br />
übertragen, und weniger darauf, die funkgemäße Eignung zur Geltung zu<br />
bringen, so wird es im allgemeinen natürlich richtiger sein, sich vor allem an<br />
Stücke zu halten, die von vornherein aufs Wort gestellt sind. Man kann paradox<br />
sagen: je weniger ein Stück schaubühnenwirksam ist, um so funkmöglicher wird<br />
es sein. Aber zu den Bemerkungen über dichterische oder unterhaltende Stücke<br />
gehört nun das Stichwort: Bildungsapparat.<br />
Meine Herren! So sehr ich davon überzeugt bin, daß der Rundfunk eine<br />
Kulturinstanz sein soll, so sehr glaube ich auch, daß er, abgesehen vom reinen<br />
Unterrichtsfunk, kein Apparat für sogenannte Bildungsvermittlung sein darf.<br />
Gerade in Hinsicht auf die Funkwiedergabe von Dramen wäre es ganz verkehrt, in<br />
den alten Fehler zu verfallen und Kunstwerke, Dichtungen, zu Bildungswerten zu<br />
mißbrauchen. Literatur, die lediglich aus Bildungsgründen vermittelt wird; ist tot.<br />
Dichtung soll um ihrer selbst willen dargestellt werden, das heißt, um des Ewig-<br />
Lebendigen willen, das ihr und uns innewohnt. Das Ewig- Lebendige, das heißt<br />
Gestaltung und Anruf der überzeitlichen Kräfte und Mächte. Ich weiß, daß es<br />
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