Meditationen der Stille lesen - Franziskanische Gassenarbeit ...

Wie die bekannten biblischen Gestalten, erlebte auch Franziskus einen ungeheuren Wandlungsprozess,
er wurde konfrontiert mit sich selbst, mit seiner Umwelt und der Natur – und er beschritt seinen
ureigenen Weg der Kontemplation. Auf seinen Spuren bewegt sich die Kontemplationspraxis, die im
Folgenden vorgestellt wird. Ich nenne sie jedoch nicht franziskanisch, sondern franzisklarianisch. Was
hat das zu bedeuten? Es ist der Bezug zu Franz von Assisi und zu Klara von Assisi. Klara ist eine
Jugendfreundin des heiligen Franziskus, die seinen Idealen folgte und selbst eine Ordengemeinschaft,
die Klarissen, gründete. Dieheilige Klara wollte zuerst so leben wie die Brüder, aber das war zu jener
Zeit gesellschaftlich unmöglich, da das Gerede der Leute und die Regeln der Kirche dies nicht
zugelassen hätten. So suchten Franziskus und Klara einen Weg, um eine ganz eigene Lebensform für
die Frauen zu schaffen, die aus dem Geist der Armut heraus leben wollten. Damals wollte der Papst
keine neuen Ordensregeln mehr zulassen, aber dieheilige Klara blieb der eigenen Vision für die
Schwestern treu und erwirkte kurz vor ihrem Tod vom Papst die Bestätigung der eigenen Regel. Die
Schwestern leben seitdem in Armut, das heißt sie haben keinen eigenen und keinen
gemeinschaftlichen Besitz, sie leben in Klausur und wollen ganz frei sein für das Gebet und die
Kontemplation. Die Beziehung zwischen Franz und Klara und ihr Einfluss prägte die franziskanische
Spiritualität letztlich zutiefst. Deshalb also franzisklarianische Spiritualität, denn der kontemplative
Einfluss der Klarissen, so verborgen er auch ist, kann nicht genug geschätzt und geachtet werden.
Franziskus und Klara – erst das betende Wesen von Franziskus und Klara kann meinen Blick auf Gott
ganzheitlicher werden lassen. Denn ein franziskanischer Weg verliert sich eher in der Aktivität,
während ein rein klarianischer Weg eher in eine mystischen Welt führt, die nichts mehr mit der
Wirklichkeit zu tun hat. Beide Pole ergänzen sich, und es ergibt sich eine wertvolle Spannung auf
diesem Weg der Wahrheit und des Lebens.
((Ü3)) Die Wandlung des heiligen Franziskus
In seiner Biografie beschreibt Thomas von Celano ausführlich das Leben und Wirken von Franziskus.
Er schildert ihn zunächst als wohlhabenden und eitlen Jungen, der verzogen ist und kaum mehr auf
den rechten Weg finden wird.
((Zitat Anfang))
In der Stadt Assisi, welche am Rande des Spoletotales gelegen ist, lebte ein Mann namens Franciscus,
der seit seinen frühesten Jugendjahren von seinen Eltern nach der Eitelkeit der Welt hoffärtig erzogen
worden war, und indem er ihren elenden Lebenswandel lange nachahmte, selber nur noch eitler und
hoffärtiger wurde.
((Zitat Ende))
Der Biograf trägt in seiner weiteren Beschreibung kräftig auf, um im Anschluss daran die Wandlung
des Franziskus umso besser zeigen zu können. Er will damit deutlich machen, dass Franziskus ganz
und gar ein Kind seiner Epoche war, welches vom Zeitgeist, von der Gesellschaft geprägt und
bestimmt war. Ein Kind, das gute und weniger gute Familien- und Gesellschaftsmuster in sich trägt,
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