Meditationen der Stille lesen - Franziskanische Gassenarbeit ...
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immer wie<strong>der</strong>, bis sich mein ganzer Brustraum mit Atem füllte. Dabei lösten sich in mir viele Knoten<br />
und Blockaden, welche mein Leben bis dahin gehemmt hatten. So konnte ich plötzlich mit Freude<br />
singen, in <strong>der</strong> Schule ging vieles leichter, im Sport wurde ich stark, und sogar die Beziehungen zu<br />
Freunden entdeckte ich ganz neu.<br />
Es mag Zufall sein, dass dies alles mit <strong>der</strong> Firmung zusammenfiel, aber ich sehe darin das heilende<br />
und heilsgeschichtliche Wirken Gottes. In <strong>der</strong> Firmung wird uns die Fülle des Heiligen Geistes im<br />
Sakrament geschenkt. Sakramente sind wirkungsvolle Samen, die Fülle in sich tragen, aber den<br />
entsprechenden Rahmen brauchen, um sich zu entfalten. Der Heilige Geist ist es, <strong>der</strong> uns auf den guten<br />
Lebensweg lockt und uns in tiefster Freiheit begleitet.<br />
Wenn Jesus vom Parakleten, von Gottes Geist gesprochen hatte, nannte er diesen Geist Ruach. Das<br />
Wort Ruach hat, wie schon erwähnt, mehrere Bedeutungen. Es heißt Hauch, Luft, Wind, Atem, Geist<br />
und Heiliger Geist. So gibt es einen tiefen inneren Zusammenhang zwischen Atem und Geist, denn<br />
beide verweisen aufeinan<strong>der</strong>. Wer bewusst den Atem richtig einsetzt, wird offen für den Geist, und<br />
wer sich nach dem Heiligen Geist sehnt, wird auch mit <strong>der</strong> Zeit einen gesunden Atem suchen. So<br />
hören beispielsweise manche auf dem Weg auf mit Rauchen, ihr Atem wird viel freier, und ein<br />
wesentlicher Stressfaktor fällt weg. Die Atemübungen wollen die Offenheit für den Heiligen Geist in<br />
uns för<strong>der</strong>n, so dass wir einmal wie Klara und Franziskus ganz natürlich vom Hauch Gottes ergriffen<br />
werden können. Von Franziskus wird berichtet, dass er dann in französischer Sprache zu singen<br />
begann und manchmal ganz in sich versunken war und ganz zum Himmel entrückt wurde. Bei unseren<br />
Übungen ist es allerdings nicht das Ziel, in Ekstase zu geraten als vielmehr ganz wach und<br />
aufmerksam dem Atem zu folgen.<br />
((Ü3)) Das Vokalatmen<br />
Eine gute Hilfe für den Atem kann das Singen <strong>der</strong> fünf Vokale sein. Wir atmen dazu tief ein und<br />
lassen mit dem ausströmenden Atem zunächst das A solange klingen bis wir neu Atem holen müssen.<br />
Dann lassen wir auf die gleiche Weise den Vokal E klingen, dann die übrigen Vokale I, O und U. Über<br />
dieses Klingenlassen kann auch <strong>der</strong> ganz spontane Zugang zum Sprachengebet geschenkt werden, das<br />
nichts an<strong>der</strong>es ist als ein Erklingenlassen von verschiedenen Klängen vom Herzen her. Das Ganze tun<br />
wir aus dem Glauben und geben sozusagen dem Geist Gottes unsere eigene Stimme – und wir<br />
versuchen, gerade nicht mit dem Verstand zu beten. Es kann im Zusammenhang mit dem<br />
Sprachengebet schon erstaunliche Erlebnisse und Erfahrungen geben, wie wir etwa im 1.<br />
Korintherbrief über die verschiedensten Geistesgaben <strong>lesen</strong> können. (1 Kor 12,28-30)<br />
Ein Freund und Musiker sagte mir, dass die Vokale je einem Körperteil zugeordnet werden können.<br />
Das A steht für das Haupt und während wir es singen stellen wir uns vor, wie ein sehr langgezogenes<br />
A von unserem Gehirn aus bis hinter das Universum geht und dort mit dem Ewigen verbunden ist.<br />
Das E ist nach vorne geöffnet wie die Sinnesorgane Augen, Nase, Mund und Ohren. So singen wir das<br />
E im Kopf und drehen dazu den Kopf langsam nach links und nach rechts und lassen alle Sinne<br />
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