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Meditationen der Stille lesen - Franziskanische Gassenarbeit ...

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um zu unserem kleinen Ego zurückkehren zu können. Wir entziehen uns <strong>der</strong> Gegenwart Gottes, um<br />

über unsere Probleme und Fragen grübeln zu können. Wir erliegen gar <strong>der</strong> Illusion, die Probleme nur<br />

deswegen lösen zu wollen, um dann möglichst schnell zur Gegenwart Gottes zurückkehren können.<br />

Dahinter verbirgt sich jedoch häufig die unbändige Lust, narzisstisch nur um sich selbst zu kreisen.<br />

Das soll aber nicht heißen, dass wir uns nie unseren Problemen stellen sollten, nur hier, in <strong>der</strong><br />

Meditation, ist nicht <strong>der</strong> Platz dazu.<br />

((Ü3)) Meditiere ich richtig?<br />

Wenn jemand fragt, ob er richtig meditiere, gibt es zwei einfache Testfragen: 1. Kreise ich in den<br />

Gedanken um mich, o<strong>der</strong> bin ich bei Gott? 2. Bin ich bereit zu leiden?<br />

Wenn wir konsequent dabei bleiben, immer wie<strong>der</strong> zum Namen, zur Wahrnehmung zurückkehren und<br />

auch die auftauchenden Schatten und Spannungen durchleiden, wird die Seele zur klugen Jungfrau.<br />

Dabei geht es nicht darum, mystische Erfahrungen zu machen und irgendwie nach religiösen<br />

Erlebnissen zu heischen, son<strong>der</strong>n als <strong>der</strong> treue Knecht auf die Heimkehr des Herrn zu warten. Im<br />

Gleichnis vom treuen und vom schlechten Knecht heißt es:<br />

((Zitat Anfang))<br />

Wer ist nun <strong>der</strong> treue und kluge Knecht, den <strong>der</strong> Herr eingesetzt hat, damit er dem Gesinde zur<br />

rechten Zeit gibt, was sie zu essen brauchen? Selig <strong>der</strong> Knecht, den <strong>der</strong> Herr damit beschäftigt<br />

findet, wenn er kommt! Amen, das sage ich euch: Er wird ihn zum Verwalter seines ganzen<br />

Vermögens machen. Wenn aber <strong>der</strong> Knecht schlecht ist und denkt: Mein Herr kommt noch<br />

lange nicht!, und anfängt, seine Mitknechte zu schlagen, wenn er mit Trinkern Gelage feiert,<br />

dann wird <strong>der</strong> Herr an einem Tag kommen, an dem <strong>der</strong> Knecht es nicht erwartet, und zu einer<br />

Stunde, die er nicht kennt; und <strong>der</strong> Herr wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz unter<br />

den Heuchlern zuweisen. Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen. ( Lk 24,45-51)<br />

((Zitat Ende))<br />

Die »Trinkgelage« und das »Misshandeln <strong>der</strong> Knechte« beginnt zunächst einmal mit unseren<br />

Gedanken. Je mehr wir mit Gedanken auf unsere Gefühle, Probleme, Sorgen, Wünsche, Schmerzen,<br />

Körperhaltungen, Vergangenheit, Zukunft etc. eingehen, desto mehr bleiben wir dadurch ans kleine<br />

Ich gefesselt.<br />

Die Gefahr bei allen spirituellen Wegen besteht darin, dass die verschiedensten Techniken zum Ziel<br />

gemacht werden und nicht die unmittelbare Begegnung mit Ihm im Jetzt. Wenn jemand in eine Stadt<br />

will, muss er möglicherweise auch ein Stück zu Fuß gehen, dann ein Stück mit dem Zug o<strong>der</strong> mit dem<br />

Bus fahren. Je länger <strong>der</strong> Weg, desto mehr Hilfsmittel sind nötig. Aber das Ziel ist und bleibt die<br />

Stadt. Bei <strong>der</strong> Kontemplation ist es ähnlich: Wir sollten uns nicht in Techniken verlieren und dabei gar<br />

nicht merken, dass wir eigentlich schon mitten in <strong>der</strong> Stadt sind. So können alle religiösen Bil<strong>der</strong>,<br />

Riten o<strong>der</strong> Anweisungen genau das Gegenteil bewirken als ursprünglich gemeint ist. Wer bei den<br />

Hilfsmitteln bleibt und in <strong>der</strong> Stadt nicht aus dem Zug steigt, wird wie<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Stadt<br />

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