Meditationen der Stille lesen - Franziskanische Gassenarbeit ...
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28. In <strong>der</strong> Anbetung des Kleinwerdens sehen wir die Vollendung dieses Prozesses. Wir werden in<br />
Christi Tod hinein genommen. Letztlich werden wir nur im eigenen Tod ganz eins mit dem<br />
Gekreuzigten. Wir halten beide Daumen und beide Zeigefinger aneinan<strong>der</strong>, mit <strong>der</strong> offenen<br />
Handfläche gegen den Boden. Dabei formen wir mit den Zeigefingern und den Daumen ein<br />
gleichschenkliges Dreieck und legen dieses auf die Erde. Die Stirn wird in dieses Dreieck gelegt. Mit<br />
dem inneren Auge schauen wir auf die Erde und erkennen unser Grab. Wir selber werden in <strong>der</strong> Erde<br />
zu Erde. Der Tod ist unser irdisches Ziel. Aber wer im Glauben dem Tod in die Augen zu schauen<br />
wagt, <strong>der</strong> entdeckt die lebendige Quelle, die durch den Tod Jesu in unsere Sterblichkeit hineinströmt.<br />
29. Voll Glauben lassen wir den Lebensquell <strong>der</strong> Taufe, welche mitten aus dem Tod und <strong>der</strong><br />
Auferstehung Jesu entspringt, in uns aufsteigen. Je mehr die Quelle aufsteigt, desto mehr tränkt sie all<br />
unsere Lebensbereiche. Langsam stehen wir auf und ziehen das lebendige Wasser mit den Händen, die<br />
zu Schalen geformt sind, am Körper entlang nach oben.<br />
30. Wir trinken uns satt bis in die letzte Zelle, bis in die letzte Seelenfalte und erleben, wie aus dem<br />
Grab, dem Schoß <strong>der</strong> Mutter Erde, die Quellen des Lebens aufbrechen. Jene Quelle, die Jesus zutiefst<br />
öffnete, zuunterst in <strong>der</strong> Schöpfung, zuinnerst im Geheimnis des Todes, da er selber in die Unterwelt<br />
stieg und den Tod entmachtete, indem er die Quellen des Lebens dort freisetzte.<br />
31. Die Quelle wird in uns langsam zu einem Springbrunnen <strong>der</strong> Freude darüber, dass das neue Leben<br />
über den Tod triumphiert. Die Quelle steigt durch unsern Leib auf und verströmt sich in allen<br />
Regenbogenfarben durch unsere ausgestreckten Hände gegen den Himmel.<br />
32. Wir genießen den Moment, in dem uns in großen Lichtbogen mit allen Spektralfarben das<br />
lebendige Wasser durchfließt und sich bis ins Universum hinein versprüht. So bleiben wir ausgestreckt<br />
auf den Zehenspitzen stehen und lassen es einige Zeit strömen.<br />
33. Wir müssen nicht stets das Universum "segnen", das macht Gott, aber er will uns an seinem<br />
Segensstrom teilnehmen lassen. Mit den Armen machen wir zwei Halbkreise vor dem Gesicht und<br />
lassen vorne eine "Tür" offen, indem wir die Fingerspitzen von <strong>der</strong> linken und rechten Hand bis auf<br />
fünf Zentimeter aneinan<strong>der</strong> bringen. Dort bei <strong>der</strong> Tür kann je<strong>der</strong> hinaus gehen o<strong>der</strong> herein kommen,<br />
<strong>der</strong> unsern kleinen Lebensalltag durchkreuzt. Alles, was sich in diesem Kreis befindet, bekommt durch<br />
unseren Blick den farbigen Segen <strong>der</strong> Gnade, die in uns zu fließen beginnt: Die Freunde, die Arbeit,<br />
die Feinde, die Tiere und Pflanzen, die Werkzeuge und alles, was uns umgibt, einfach alle und alles,<br />
die unseren Lebensbereich durchqueren. Vielleicht ist die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Person, die eine o<strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>e Sache bereit, aus unserm Lebensraum auszuziehen. Ob gut o<strong>der</strong> schlecht, wir schauen alles mit<br />
Liebe an und wünschen ihm o<strong>der</strong> ihr außerhalb unseres Lebensraumes alles Gute. Wenn an unserer<br />
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