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Meditationen der Stille lesen - Franziskanische Gassenarbeit ...

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und falschen Ich-Fixiertheiten sind. Das heißt nicht, dass es keine eigenständigen bösen Geister gibt,<br />

aber diese dürfen ohne Gottes Erlaubnis nicht einfach auf den Menschen einwirken. Augustinus sagte<br />

schon, wenn <strong>der</strong> Teufel machen dürfte was er wolle, wären wir schon lange nicht mehr. Aber Gott<br />

lässt manchmal einiges zu, weil in uns viele verdrängte Schatten sind, welche im Licht erlöst werden<br />

wollen. So kann jede Krise zur Chance werden, denn eine Krise wird dann akut, wenn Verdrängtes<br />

vom Unbewussten o<strong>der</strong> Unterbewussten voll ins Bewusstsein flutet. Dies kann in jedem Leben ab und<br />

zu geschehen, aber beinahe natürlich passiert es bei bestimmten Entwicklungs- o<strong>der</strong> Reifungsstufen<br />

wie etwa in <strong>der</strong> Pubertät: Die armen Teenies werden manchmal nur so überflutet von Gefühlen und<br />

Emotionen, Ängsten und Sehnsüchten. In solchen Krisenzeiten lernt <strong>der</strong> Mensch oft sehr viel für<br />

später. Manchmal kommen auch Altlasten aus unserer Vergangenheit hoch, wenn von außen größere<br />

Krisen ins Leben hereinbrechen. So zum Beispiel wenn Beziehungen zerbrechen o<strong>der</strong> die Gesundheit<br />

angeschlagen ist. Manchmal waren wir auch früher noch nicht reif dafür, gewisse Erfahrungen zu<br />

verarbeiten und sie kommen erst dann ins Bewusstsein, wenn wir kräftig genug geworden sind.<br />

Lei<strong>der</strong> verarbeiten wir Konflikte häufig nicht richtig, son<strong>der</strong>n setzen eine Strategie des Verdrängens<br />

ein. Oft muss wohl verdrängt werden, aber irgendwann kommt <strong>der</strong> Zeitpunkt, wo wir uns bewusster<br />

den Konflikten stellen können und sollen. Wenn wir eine solche Verdrängungsstrategie o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

problembehaftete Muster von unserer Familie geerbt haben, ist viel Geduld nötig. Irgendwann melden<br />

sich die alten Schatten, welche zum Teil wie Giftmüllfässer auf dem Meeresgrund unserer Seelen<br />

liegen und vor sich hin rosten. Plötzlich aber kommen Geschehnisse ins Bewusstsein, wir erinnern uns<br />

an bestimmte Szenen, an Verhaltensmuster o<strong>der</strong> an Übergriffe. Die einen flüchten vor den Fernseher,<br />

die an<strong>der</strong>n in die Arbeit, wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e ins Vergnügen. Wenn diese harmloseren<br />

Verdrängungsmechanismen nicht mehr ausreichen, kann auch eine Form von Sucht auftauchen, wo<br />

alte Verletzungen zu eitern beginnen und damit die Seele vergiften. O<strong>der</strong> es zeigt sich, dass die<br />

Giftfässer durchgerostet sind und das Gift langsam in das Gewässer fließt. Je mehr Gift herausdringt,<br />

desto mehr Gegengift ist nötig, und manchmal sind Psychopharmaka wirklich notwendig, um massive<br />

Lebenskrisen abzufangen. Wer sich aber an die Arbeit macht, die Giftfässer zu bergen, wird auch von<br />

<strong>der</strong> Sucht und den Medikamenten wie<strong>der</strong> frei werden. Manchmal sind diese Aufarbeitungsprozesse<br />

langwierige Angelegenheiten, aber vergessen wir dabei nicht die Gnade, die uns vom Kreuz her<br />

geschenkt wird.<br />

Wenn wir den kontemplativen Weg beschreiten, heißt das, dass wir Gott das Okay geben, in uns zu<br />

wirken. Da er sich eine schöne Wohnung in uns bereiten will, wird auch die Reinigung immer wie<strong>der</strong><br />

dazu gehören, und beson<strong>der</strong>s die Keller und Estriche geben dann zu tun. Jesus weiß um diesen<br />

Reinigungsweg, <strong>der</strong> nicht immer einfach ist, son<strong>der</strong>n oft sehr schmerzhaft verlaufen kann. Von den<br />

Jüngern, die ihm gefolgt sind, hat er nicht viele Fähigkeiten gefor<strong>der</strong>t außer dieser einen: »Wer mein<br />

Jünger sein will verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich.« Jesus for<strong>der</strong>te die Bereitschaft,<br />

auch durch die Läuterung hindurchzugehen, nicht dauernd in die tausend Aktivitäten, Lüste und<br />

Süchte zu fliehen.<br />

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