Meditationen der Stille lesen - Franziskanische Gassenarbeit ...
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er will, je<strong>der</strong>zeit Stopp sagen, denn <strong>der</strong> Heilige Geist ist <strong>der</strong> Geist <strong>der</strong> Freiheit und nicht <strong>der</strong><br />
Manipulation. Er ist sozusagen die Armut Gottes selber. er ergießt sich in unser tiefstes Selbst und<br />
bringt dich und mich in unserem urtypischen Wesen hervor. Wer diese Erfahrung gemacht hat, ist tief<br />
von Liebe durchströmt und kann auch einmal in geistige Höhen entrückt werden, aber er kann<br />
je<strong>der</strong>zeit aussteigen. Diese Freiheit lassen die Dämonen o<strong>der</strong> religiösen Geister kaum. Dämonen sind<br />
meistens abgespaltene, dunkle Anteile <strong>der</strong> eignen Seele, ebenso sind religiöse Geister oft nichts<br />
an<strong>der</strong>es als zwanghafte Vorstellungen, wie man sich vor Gott zu benehmen hat. Manchmal nisten sich<br />
auf diesem Hintergrund auch merkwürdige Wesenheiten ein.<br />
Alles, was mit Geistern zusammenhängt, ist eine sehr spekulative Seite des Glaubens, für die es<br />
einerseits mehr religiöse und an<strong>der</strong>erseits mehr psychologische Erklärungsversuche gibt. Wenn<br />
psychische Krankheiten daraus entstehen, sollten sie in jedem Fall von einem kompetenten Arzt o<strong>der</strong><br />
Psychiater behandelt werden. Die Geister üben subtil o<strong>der</strong> offensichtlich Macht aus, <strong>der</strong> sich <strong>der</strong><br />
Bewohnte nicht wi<strong>der</strong>setzen kann o<strong>der</strong> will. Einige Betroffene fühlen sich zum Beispiel als<br />
Auserwählte, weil da eine Stimme, die sich mit Engel Gabriel, Maria o<strong>der</strong> Jesus meldet, durch sie<br />
spricht. Manchmal werde ich das Gefühl nicht los, dass durch solche Phänomene die fehlende<br />
Eigenidentität kompensiert werden soll. Aber ich möchte da kein Urteil fällen, denn Gott ist immer<br />
wie<strong>der</strong> ganz an<strong>der</strong>s, als ich ihn mir vorstelle. Warum soll er nicht auch auf diese Weise wirken? Die<br />
Unterscheidung <strong>der</strong> Geister ist letztlich eine eigene Disziplin, in <strong>der</strong> die Kirche als Ganzes eine lange<br />
Tradition hat. Es ist wichtig, Menschen zu finden, die mit <strong>der</strong> Unterscheidung gut umgehen können,<br />
denn letztlich ist niemandem geholfen, wenn man ihm sagt „das ist Unfug“, o<strong>der</strong> „lass doch die<br />
Geister“. Ich habe auch schon solche Aussagen gemacht und dabei mein Gegenüber brüskiert und<br />
verletzt, so dass danach kein Gespräch mehr möglich war. Oft sind es auch Geister von Verstorbenen,<br />
die nicht richtig weiter ziehen konnten. Da hilft es meist, wenn wir gemeinsam für die Verstorbenen<br />
beten. Ich lade die Lebenden ein, den Verstorbenen von ganzem Herzen zu vergeben und ihnen die<br />
ewige Ruhe zu wünschen.<br />
Die Begegnung mit den Menschen, die das charismatische Beten pflegen, hat mich sehr beeindruckt,<br />
ihre Echtheit, Schlichtheit und Natürlichkeit war unglaublich wohltuend.<br />
Ich begann die Bibel zu diesem Phänomen zu durchforsten und fand erstaunlich viele Stellen im<br />
Neuen Testament, welche über das Wirken des Geistes sprechen. Die Gaben von Weisheit, Prophetie,<br />
Geistern und Wun<strong>der</strong>kräften faszinierten mich. Auch ich wollte dem Geist des Herrn Raum geben,<br />
damit sich solche Gaben in mir entfalten. Sicher, die Motivation, warum ich solche Gaben wollte, war<br />
noch nicht geklärt – wenn ich ehrlich bin wollte ich diese Gaben ein stückweit, um den an<strong>der</strong>n zu<br />
imponieren. Der Geist des Herrn begann trotzdem zu wirken, auch wenn ich nicht unbedingt die<br />
großen leuchtenden Gaben bekam. Stattdessen begannen die Früchte des Geistes in mir zu wachsen,<br />
manche wuchsen allerdings besser o<strong>der</strong> schneller als an<strong>der</strong>e. „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe,<br />
Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung; dem allem<br />
wi<strong>der</strong>spricht das Gesetz nicht.“ (Gal 5,22-23)<br />
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