Meditationen der Stille lesen - Franziskanische Gassenarbeit ...
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So schnell sind die eigenen Wünsche und Bedürfnisse nicht verwandelt. Aber es tat mir sehr gut,<br />
dieses Beten. Endlich konnte ich beten, ohne dass ich nach zwei Minuten nicht mehr wusste, was ich<br />
sagen sollte. So saß ich auch manchmal auf einer Bank o<strong>der</strong> in einer Kirche und ließ die Perlen über<br />
meinen Zeigefinger gleiten.<br />
Erst viel später begann ich auch theologisch über diese traditionelle Form des Gebets nachzudenken.<br />
Der stets wie<strong>der</strong>holte Vers „Gegrüßet seist du, Maria voll <strong>der</strong> Gnade, <strong>der</strong> Herr ist mit dir. Du bist<br />
gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes Jesus“ erinnert an die<br />
Bibelstelle, in <strong>der</strong> geschil<strong>der</strong>t wird, wie <strong>der</strong> Engel Gabriel zu Maria gesandt wurde, um sie zu fragen,<br />
ob sie bereit sei, Christus durch den Heiligen Geist zu empfangen. Gott wollte das freie Ja von Maria.<br />
Im griechischen Urtext heißt „gegrüßet seist du, Maria“ chaire Maria, was viel mehr bedeutet „freue<br />
dich Maria…“. Die Vorstellung, dass Gott selber in die Zeit und in den Raum kommt, ist schon<br />
unglaublich, aber dass er es abhängig macht von dem freien Ja einer Jungfrau, das ist ganz<br />
außerordentlich. Durch das freie Ja Mariens konnte das Heil für die Welt in Jesus in Raum und Zeit<br />
eintreten. Alle, denen es geschenkt ist, mit diesem Geheimnis <strong>der</strong> Menschwerdung Gottes in Kontakt<br />
zu treten, werden allmählich vom Heiligen Geist erfüllt.<br />
Die Kirchenväter haben diese Szene, als <strong>der</strong> Engel vor Maria steht, auch immer verglichen mit <strong>der</strong><br />
Szene im Paradies, als die Schlange zu Eva sprach (Gen 3,1-7). Eva wusste, dass sie die Frucht des<br />
Baumes nicht nehmen soll, aber sie griff dennoch nach ihr. Maria wusste auch, dass sie nicht einfach<br />
schwanger werden durfte, bevor sie verheiratet war. Aber als <strong>der</strong> Engel sagte „<strong>der</strong> Heilige Geist<br />
kommt über dich“, da verschloss sie sich dem Wirken Gottes nicht, auch wenn sie wusste, dass eine<br />
Schwangerschaft außerhalb <strong>der</strong> Ehe lebensgefährlich war. Ehebruch wurde mit Steinigung bestraft und<br />
Maria hatte davon sicher gehört o<strong>der</strong> solche Bestrafungen sogar miterlebt. Allerdings war sie mit Josef<br />
verlobt. Wenn sie von Josef schwanger wurde, drückte man ein Auge zu, da sie ja bald heirateten, aber<br />
wenn Josef sagen würde, dass er nichts mit Maria hatte, dann würde es sehr ernst.<br />
Das „Gegrüßet seist du Maria“ lässt den ganzen Bibeltext mitschwingen, deshalb lohnt es sich,<br />
darüber zu meditieren. Der ganze Prozess, die Geschichte Marias und ihrer Familie ist in diesen<br />
schlichten Worten enthalten.<br />
((Zitat Anfang))<br />
Im sechsten Monat wurde <strong>der</strong> Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazareth zu<br />
einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, <strong>der</strong> aus dem Haus David<br />
stammte. Der Name <strong>der</strong> Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du<br />
Begnadete, <strong>der</strong> Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu<br />
bedeuten habe. Da sagte <strong>der</strong> Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade<br />
gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus<br />
geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, <strong>der</strong> Herr, wird ihm den Thron<br />
seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft<br />
wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann<br />
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