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Meditationen der Stille lesen - Franziskanische Gassenarbeit ...

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sagen: Der Kern jener eucharistischen Erfahrung war, dass ich mich in Christus, <strong>der</strong> im Brot ganz und<br />

gar gegenwärtig ist, selbst zutiefst erkannte und sah, wer ich in Wirklichkeit bin: Auch wenn ich das<br />

Erlebte nicht in Worte fassen kann, so kann man es mit den schlichten Worten umschreiben: „Ich<br />

erkannte, dass ich ganz einfach ein Kind Gottes im Hier und Jetzt bin.“ Genau im Hier und jetzt, wo<br />

mich die Ewigkeit berührt. Ich kann nirgends so sehr ich selbst sein als im Erschauen unseres Herrn,<br />

und nirgends erkenne ich ihn und mich besser als in diesem kontemplativen Sein.<br />

Darum nehmen wir ausnahmsweise die Buxis (das ist eine kleine meist goldene Büchse, in welche die<br />

Krankenkommunion hineingelegt wird; wir legen eineheilige Hostie in die Buxis, wie wenn wir<br />

jemandem die Krankenkommunion bringen) und machen uns auf den Weg. Im Kranken begegnen wir<br />

immer dem Gottesgeheimnis selbst. Aber wir erkennen dies letztlich nur tiefer, wenn wir zuvor schon<br />

den Weg <strong>der</strong> Wandlung betreten haben. Jesus selbst ist es, <strong>der</strong> uns in seiner Gegenwart wandelt. Bis<br />

jetzt haben wir in den Namen Jesu hineingehorcht, auf dem Weg zum Kranken wollen wir nun die<br />

Buxis fest in die Hand nehmen und – wie zuvor in den Namen – hineinhorchen. Vielleicht setzen wir<br />

uns an einer Kreuzung o<strong>der</strong> an einer Bushaltestelle nie<strong>der</strong>, machen dreißig Minuten Halt und horchen<br />

hinein in die Hostie, welche in <strong>der</strong> Buxis liegt. Er ist da. Wir hören den Lärm, das Hupen, die<br />

Gedanken, aber auf dem franzisklarianischen Weg zählt vor allem dies: Er ist da. Letztlich ist <strong>der</strong> Weg<br />

zum Kranken nur ein Bild für unseren Weg zu Gott, denn er ist krank vor Liebe zu uns und kann es<br />

kaum erwarten, bis wir endlich wie<strong>der</strong> bei und in ihm sind.<br />

So stimmen die drei alten Begriffe auch für unseren Weg:<br />

- Iluminatio (Erleuchtung): Durch die Gnade des Heiligen Geistes beginnen wir den Lebensweg<br />

bewusst mit Gott zu erkennen und zu gehen. Menschen, die das tun, sind schon erleuchtet, denn<br />

sie haben das Licht Christi, das ihnen den Weg weist.<br />

- Der zweite Schritt ist die purificatio (Läuterung, Reinigung). Im Heiligen Geist erkennen wir<br />

unsere Schuld und unsere Schatten, die gewandelt werden wollen, indem wir sie annehmen und<br />

zu ihnen stehen, aber den Blick nicht bei ihnen lassen, son<strong>der</strong>n ihn auf Gott ausrichten.<br />

- Das Letzte ist die unio (Vereinigung): das Hineingenommensein ins Leben <strong>der</strong> heiligsten<br />

Dreieinigkeit. Hier sind wir ganz wir selbst und trotzdem ganz eins mit Gott in Christus Jesus.<br />

In Exodus 3,1ff. wird <strong>der</strong> älteste und schönste Name Gottes erkannt, Jahwe, was heißt: Ich bin <strong>der</strong> Ich<br />

bin da, o<strong>der</strong> ich bin <strong>der</strong> ich bin. Es gibt einige Übersetzungsversuche, aber eigentlich kann man diesen<br />

Namen nicht übersetzen. Darum sollte man es wie die frommen Juden machen und diesen Namen<br />

überhaupt nicht laut aussprechen, denn er ist <strong>der</strong> Ursprung, die Antwort und das Ziel allen Seins. Wer<br />

von Gott in diese Vereinigung hineingenommen wird, wird Mose am Feuerbusch verstehen o<strong>der</strong><br />

Franziskus, <strong>der</strong> nach solchen Erfahrungen nächtelang gestammelt und gebetet hat mit den Worten:<br />

„Wer bin ich, wer bist Du.“ Letztlich wurde die unio auch im Fleisch von Franziskus sichtbar, durch<br />

die Wundmale, die zwei Jahre vor seinem Tod auf seinen Händen sichtbar wurden.<br />

Es nützt nicht viel, wenn Sie, ich o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Gott erfahren haben – entscheidend ist, ob es uns<br />

gelingt, in Seiner Gegenwart zu leben. Wenn Sie die heilige Hostie in <strong>der</strong> Buxis nicht mehr brauchen,<br />

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