Meditationen der Stille lesen - Franziskanische Gassenarbeit ...
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Eine weitere Schlüsselerfahrung bestätigte diesen Weg für mich: Ich las eine Zeit lang jeden Tag ein<br />
kleines Stück in <strong>der</strong> Bibel und nahm mir vor, wenn ich es verstehe, dann möchte ich es im Leben<br />
umsetzen. Oft verstand ich nicht, was ich las, dann war es für mich eine Form von Gebet, das zu Gott<br />
aufstieg. Denn ein Freund sagte einmal: „Versuche nicht, das zu verstehen, was du in <strong>der</strong> Bibel nicht<br />
verstehst, son<strong>der</strong>n lass es einfach als eine Art Gebet zu Gott aufsteigen, aber das, was du verstehst, das<br />
versuche im Leben umzusetzen.“ So las ich: „Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm<br />
zu gehen, dann geh zwei mit ihm. Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise<br />
nicht ab.“ (Mt 5,41-42)<br />
Mir war klar, an diesem Tag musste ich großzügig sein. Nachmittags klopfte es an meiner Tür. Castor<br />
stand da und bat mich um 250 Franken, weil er in den Geschäften nichts mehr ohne sofortige<br />
Bezahlung bekam. Er hatte überall Schulden, rauchte viel Cannabis und war dem Alkohol<br />
wohlgesonnen. Ausgerechnet er wollte Geld von mir und ich muss gestehen, ich bin von Natur aus<br />
geizig und konnte schon als Kind gut sparen. Dieser Kerl, <strong>der</strong> nicht nach dem Geld schauen konnte<br />
und mehr Zeit mit Suchtmittelkonsum als mit Arbeit verbrachte, wollte Geld von mir borgen.<br />
Mir kam <strong>der</strong> Text, den ich am Morgen ge<strong>lesen</strong> hatte, in den Sinn. „Wer dich bittet, dem gib, und wer<br />
von dir borgen will, den weise nicht ab.“ (Mt 5,41-42) Ich dachte, ich werde einmal versuchen, ob das<br />
mit <strong>der</strong> Bibel funktioniert und gab ihm 300 Franken. Ich meinte, es sei ein Geschenk des Hauses, ich<br />
würde gerade etwas versuchen. „Du musst es auch nicht zurückzahlen.“ Er schaute mich verdutzt an<br />
und ging. Als er weg war, dachte ich, ich hätte ihm ja sagen können, er könne es gelegentlich<br />
zurückgeben. Aber bevor ich fertig gedacht hatte, kam ein tiefer Friede über mich. Es war eine<br />
Erfahrung, die mich ohne Zweifel wissen ließ, dass das mit dem Evangelium und dem Reich Gottes<br />
nicht irgendetwas ist, son<strong>der</strong>n die Wahrheit und die Freude, die ich immer schon unbewusst gesucht<br />
hatte. Die Spiritualität des Evangeliums ließ mich nicht mehr los.<br />
So sah ich viele meiner Lebensabschnitte im Jenseits, als Gott mit mir die unterschiedlichen Wege<br />
betrachtete, welche sich aus <strong>der</strong> Freiheit ergeben. Je<strong>der</strong> von uns sah, welche Berufe, Beziehungen und<br />
Entscheidungen auf Erden nötig sind, um den goldenen Weg, den Weg <strong>der</strong> Berufung zu gehen.<br />
Letztlich ist es <strong>der</strong> Lebensweg, auf dem man glücklich ist und den man wie<strong>der</strong> gehen würde, wenn<br />
man eine zweite Chance bekommt.<br />
Dann sagte mir <strong>der</strong> liebe Gott: „Eins muss ich dir noch sagen. Wenn du auf <strong>der</strong> Erde bist, wirst du dich<br />
nicht mehr an den Himmel und an unsere Gespräche über dein Leben und deine Berufung erinnern.<br />
Denn wenn du dich zu fest daran erinnerst, kannst du es beinahe nicht ertragen, auf <strong>der</strong> Erde zu sein.<br />
Zudem kannst du viel freier entscheiden, wenn du von all dem nichts mehr weißt. Aber schau, ich<br />
gebe dir einen wun<strong>der</strong>baren Begleiter mit.“ Da wurde uns unser Schutzengel vorgestellt. „Dieser<br />
Engel wird dich begleiten und auf welchem Weg du auch bist, er wird dir wohlwollend zur Seite<br />
stehen und dir, ohne deine Freiheit zu beeinflussen, immer wie<strong>der</strong> Hinweise für den richtigen Weg<br />
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