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Meditationen der Stille lesen - Franziskanische Gassenarbeit ...

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Manche Leser werden vielleicht fragen, warum wir das machen, was das soll und ob man nicht<br />

besser handeln sollte, als nur herumzuhocken. In solchen Augenblicken ist es einfach wichtig,<br />

durchzuhalten, ohne auf das Warum einzugehen. Es gibt verschiedene Wege in Christus zu<br />

Gott, dies ist einer davon. Er ist nicht unbedingt für jeden und jede, aber es ist <strong>der</strong> Weg, <strong>der</strong><br />

mich am einfachsten tief ins Geheimnis von Gott hineingeführt hat.<br />

Das Entscheidende beim Praktizieren je<strong>der</strong> Kontemplation und Meditation ist, mit Interesse und<br />

hellwach dabei zu sein – und konsequent dabei zu bleiben. Der Weg <strong>der</strong> Kontemplation ist wohl einer<br />

<strong>der</strong> schönsten, aber zugleich einer <strong>der</strong> härtesten Wege. Er kann durch wun<strong>der</strong>volle Landschaften<br />

führen, aber ebenso durch Wüsten, durch Feuertäler o<strong>der</strong> Eisgebirge. Die sieben Schritte <strong>der</strong><br />

franzisklarianischen Kontemplationspraxis und die Übungen können einen guten Weg zeigen, und<br />

wenn wir gemeinsam unterwegs bleiben, kommen wir sicher zu einem guten Ziel.<br />

((Ü2)) Erster Schritt: Die Natur betrachten<br />

Für die ersten Lektionen gehen wir zur Einübung in die Kontemplation hinaus in die Natur. Wir gehen<br />

spazieren, gehen dann etwas langsamer und bleiben auch einmal stehen. Ich kann mich gut an eine<br />

meiner schönsten Stunden in <strong>der</strong> Natur erinnern. Ich ging durch grüne Wiesen, ging langsamer, bis ich<br />

stehen blieb und bei einer Schnecke verweilte. Natürlich kam ich wie<strong>der</strong> ins Nachdenken, ich fragte<br />

mich etwa, wie weit wohl eine Schnecke pro Stunde kriecht und ähnliches. Sobald ich das bemerkte,<br />

kehrte ich wie<strong>der</strong> zum reinen Schauen zurück. Bald kam erneut ein Gedanke … an die vielen<br />

Schnecken, welche ich in meiner Kindheit zertreten hatte, und ich bekam ein schlechtes Gewissen.<br />

Sobald ich mich in den Gedanken entdeckte, ging ich zurück und schaute <strong>der</strong> Schnecke zu, die<br />

langsam den Grashalm hinauf kroch. Bald kamen wie<strong>der</strong> Gedanken.<br />

Solche dauernden Zerstreuungen sind nicht schlimm, wichtig ist nur, dass wir immer wie<strong>der</strong><br />

zurückkehren zur reinen Wahrnehmung, zum Schauen, ohne groß über das Wahrgenommene zu<br />

reflektieren. Auf dem Weg <strong>der</strong> Kontemplation machen wir eine ganz neue Erfahrung: Wir müssen<br />

nichts erreichen. Das Machen-Müssen o<strong>der</strong> Machen-Wollen ist hier nicht nötig. Wir bleiben einfach<br />

im Jetzt, in Kontakt mit <strong>der</strong> Schwester Natur, sehen den blauen Himmel, hören einen Vogel<br />

zwitschern o<strong>der</strong> den Bach rauschen. Wir sind einfach da, wir spüren den Wind im Gesicht, hören<br />

vielleicht auch ein Auto… Wichtig ist, nichts beurteilen zu wollen, nichts verän<strong>der</strong>n zu wollen, nur zu<br />

schauen, was gerade ist. Es kann dabei auch Langeweile aufkommen. Wir können kurz zu ihr gehen,<br />

sie als Schwester anschauen, begrüßen – und dann wie<strong>der</strong> unsere Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Natur<br />

zuwenden. Kontemplation führt zu einer erstaunlichen Gelassenheit: Alles darf sein, nichts muss ich<br />

än<strong>der</strong>n, ich darf alles so lassen, wie es ist. Wir suchen kein Wissen und keine Erkenntnis, wir<br />

beobachten nicht, da die forschende Beobachtung immer nach einem Ergebnis, einer Erkenntnis sucht.<br />

Wir schauen nur. Dies ist ganz selbstlos und will nichts für sich selbst außer dem Sein im Jetzt, in<br />

dem, was ist. Wir würden nie bitten, Gott möge uns beobachten, aber wir sind froh, wenn Er gütig auf<br />

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