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Meditationen der Stille lesen - Franziskanische Gassenarbeit ...

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ich in Gebete verpackte und an Gott richtete. Ich spürte intuitiv, <strong>der</strong> liebe Gott ist ein geheimnisvolles<br />

größeres Du, von dem ich erhoffte, dass er mich auf die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Art und Weise erhört.<br />

Irgendwie begann mir das Spaß zu machen und als ich noch den Film Don Camillo und Pepone sah,<br />

hatte ich den Eindruck, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Nur dass ich Jesus nie so klar beim<br />

Antworten hörte wie es bei Don Camillo in jenem Film war. Eigentlich stellte ich mir nur vor, wie<br />

Gott auf meine Gebete antworten könnte.<br />

Diese Art des Betens gehört für mich nach wie vor dazu, sie ist immer noch Teil meiner Spiritualität:<br />

frei formuliertes Beten für dies und jenes, Lob, Dank, Bitte, Anbetung und auch einmal ein eigener<br />

Wunsch, den ich in ein Gebet aufnehme. Viele dieser Gebete kommen stark aus dem Intellekt und sind<br />

oft noch nicht wirklich geistlich beflügelt. Aber es ist wie bei Gesprächen mit Freunden: Sie müssen<br />

nicht immer vollkommen tiefgründig sein, es darf durchaus auch oberflächlich und spontan zugehen.<br />

((Ü2)) Formuliertes Gebet<br />

Irgendwann versuchte ich wie<strong>der</strong> das Vaterunser aufzusagen, aber ich bekam es nicht mehr richtig<br />

zusammen. Ich sagte es so, wie ich es als Kind gelernt hatte. Beinahe wie eine Zauberformel, die man<br />

aufsagt, ohne sie wirklich zu verstehen. Genauso ging es mir in <strong>der</strong> Kirche, all die Formeln, Rituale,<br />

Gebete und Bibeltexte hörte ich wohl, aber sie kamen nie wirklich bei mir an. Ich wusste zwar, dass es<br />

irgendetwas mit Gott zu tun hat, aber es hatte keinen Bezug zu meinem Leben.<br />

Dann habe ich einmal einen jungen Christen aus <strong>der</strong> Kreuz-Jesu-Gemeinschaft zu einem Fest<br />

eingeladen. Ich lernte ihn einige Zeit davor eher zufällig kennen. Als er mir erzählte, dass er im<br />

Kloster lebte, dachte ich, dass ist ja unmöglich, das geht doch nicht, nur beten und arbeiten? Keine<br />

Partys, kein eigenes Geld usw.? Ich schickte ihm ein Billet und die Einladung für ein Fest mit<br />

Freunden, denn ich nahm an, er brauche unbedingt Abwechslung. Ich war überrascht, wie bereichernd<br />

sein Da-sein war. Er konnte nicht nur fromme Lie<strong>der</strong> singen, son<strong>der</strong>n kannte etliche Volkslie<strong>der</strong>. Bei<br />

einigen Gläsern Wein wurde es immer heiterer und wir sangen bei Raclette, Kerzenlicht und<br />

Tabakpfeifen bis früh am Morgen Lumpenlie<strong>der</strong> und erzählten Witze. Ich war schon ziemlich<br />

überrascht, dass ein frommer Christ, <strong>der</strong> so etwas ähnliches wie ein Mönch ist, das überhaupt konnte.<br />

Am an<strong>der</strong>n Tag sagte er, er gehe jetzt zwei Stunden in die Weinberge um zu beten, da er am Vortag<br />

keine Zeit dazu gefunden hatte und heute keine heilige Messe wäre.<br />

Na super, dachte ich, dann komme ich mit … Natürlich sprach ich ohne Unterlass und merkte nicht,<br />

dass er eigentlich alleine sein wollte mit dem lebendigen Gott. Bei einer kleinen Kirche sagte er: „Ist<br />

es ok, wenn wir eine Stunde still in die Kirche sitzen?“ Ich schaute ihn nur verdutzt an und schon saß<br />

er in <strong>der</strong> Kirche. Wahrscheinlich war er einfach froh, dass ich hier nicht ständig weiter redete. Ich<br />

schaute mir die Kirche an, die Bil<strong>der</strong> und die verschiedenen Statuen, welche ich bei weitem nicht<br />

verstand o<strong>der</strong> deuten konnte. Dann setzte ich mich neben meinen Gast, <strong>der</strong> mit verschlossenen Augen<br />

ganz in sich gekehrt war.<br />

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