Meditationen der Stille lesen - Franziskanische Gassenarbeit ...

Jesus bricht unter der Last des Kreuzes zusammen, es ist nicht nur der Holzbalken, der schwer drückt,
sondern die Schuld und das Gejohle der uneinsichtigen Menschenmenge, die das perverse Schauspiel
mit ansieht. Aber er steht wieder auf und geht weiter.
Meditation: Er bricht zusammen unter der Last des schuldigen Lebens. Er taucht mit in den Rausch,
der den Lebensschmerz nehmen soll.
Auf dem nächsten Foto ist Doris dabei, „Drachen“ zu jagen. Sie rauchte etwas Heroin auf einer
Aluminiumfolie, indem sie die Folie mit dem Feuerzeug erhitzte und sich das Heroin auf der Folie zu
einem Tropfen verflüssigte und verdampfte. Sie ließ den schwarzen Tropfen über die Folie gleiten,
dabei hinterlässt er eine schwarze Spur auf dem Silberpapier. Mit oder ohne Röhrchen jagen die
Süchtigen dem Tropfen hinterher und atmen die Dämpfe ein, davon kommt auch der Name, Teufel
oder Drachen jagen. Gierig saugte sie die giftigen Dämpfe ein, sie wurde ruhiger, denn die
Entzugserscheinungen verschwinden unglaublich schnell und das Gefühl der scheinbaren
Geborgenheit macht sich wohl in ihr breit.
Die Entzugsschmerzen nennt man auch "Aff". Es ist wie eine starke Grippe, ein inneres Aufgekratzt
sein, ein Sturm der Gefühle und Gedanken. Alles im Körper und in der Seele weiß: Etwas Heroin und
alles ist wieder ruhig, ich fühle mich für eine kurze Zeit geborgen. Jeder weiß um die Lüge der
kurzfristigen Scheingeborgenheit und trotzdem ist sie näher, als der harte Weg in die Wirklichkeit.
Für mich war es eine besondere Glaubenserfahrung wahrzunehmen, dass die Liebe Jesu auch diese
Menschen in ihren Rauscherfahrungen nicht alleine lässt, sondern irgendwie mit ins traurige
Geschehen hinein steigt, geduldig wartet und den Schmerz über das wirkliche Leben aushält. Genau
an den Tiefpunkten des Lebens kann die ewige Liebe neu entdeckt werden. Aber Doris schien nichts
von all dem zu bemerken, sie jagte den schwarzen flüssigen Heroinpunkt über die Folie und sog die
Dämpfe ein. Früher dachte ich oft, dass wir Gott durch die Sünde „vertreiben“ würden. Diese Sicht
änderte sich jedoch, als ich die Ewige Liebe in diesem dunklen Geschehen wahrnahm, wie sie es
aushält, dass seine Geschöpfe sich von ihr abwenden.
Gebet: Heiliger Gott, Heiliger starker Gott, Heiliger unsterblicher Gott, erbarme dich über uns und
über die Ganze Welt. Amen.
4. Station
Jesus begegnet seiner Mutter
Gebet: Wir beten dich an Herr Jesus Christus, denn durch dein heiliges Kreuz hast du die ganze Welt
erlöst.
Maria steht am Wegrand, davon steht zwar nichts in der Bibel, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass es
so war. Maria schaut auf ihren Sohn, inwieweit sie versteht, welche kosmische Dimension hinter
diesem Kreuzweg liegt, ich weiß es nicht, aber sie ist da, einfach da, ohne Worte, mit echtem
Mitgefühl. Sie nimmt Teil am Unsagbaren des Kreuzweges.
Meditation: Ihr Mitgefühl mit ihm und uns. Kokain und Heroin täuschen es vor – und wir?
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