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Meditationen der Stille lesen - Franziskanische Gassenarbeit ...

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charakteristischer Singsang, <strong>der</strong> aber meistens wun<strong>der</strong>schön und geheimnisvoll klingt. Wenn es<br />

aufhört, entstehen einige Momente tiefer <strong>Stille</strong>, alle scheinen auf den Geist Gottes zu horchen. Danach<br />

sprach jemand ein prophetisches Wort, welches klang als ob Jesus selber sich des Sprechers<br />

bemächtigt hatte und durch ihn einige erbauende Worte sagte. Etwa: „Habt Vertrauen meine Kin<strong>der</strong>,<br />

glaubt an mich, denn ich bin mitten unter euch und werde euch mit Liebe erfüllen, ich werde euch so<br />

stark segnen, dass auch ihr für alle, die euch begegnen zum Segen werdet.“ An<strong>der</strong>e hatten mehr o<strong>der</strong><br />

weniger spannende innere Bil<strong>der</strong>, die wie<strong>der</strong> jemand aus <strong>der</strong> Gruppe auslegte o<strong>der</strong> interpretierte.<br />

Ein Beispiel: Jemand hatte ein inneres Bild, in dem er sah, wie Menschen für das Feuer des Geistes<br />

Holz sammelten. Einige zogen einen großen gefällten Baum zur Feuerstelle. Sie mühten sich mit all<br />

ihrer Kraft und zogen mit all ihrer Leidenschaft. Aber hinten auf dem Baum saßen einige einfach auf<br />

den Ästen und ließen sich mitziehen. Auf dieses Bild hin hatte jemand in <strong>der</strong> Runde gesagt: „Wir<br />

müssen uns jetzt selber fragen, ob wir diesen Gebetskreis einfach genießen und uns von <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft mittragen lassen, o<strong>der</strong> ob wir uns mit ganzem Herzen hineingeben.“ Er fragte jeden:<br />

„Was meinst du, hilfst du den Baum des Gebets zu ziehen o<strong>der</strong> nicht?“ Die meisten sagten ja, eine<br />

Beteiligte wurde allerdings wütend, verließ den Raum und weinte. Später kam sie wie<strong>der</strong>.<br />

Bei <strong>der</strong> Anbetung werden mehrere Lie<strong>der</strong> nacheinan<strong>der</strong> gesungen. Wenn jemand die Gabe hat, die<br />

richtigen Lie<strong>der</strong> zu wählen, kann er eine ganze Gruppe in eine wirklich erhebende Hingabe vor Gott<br />

führen. Diese Art des Gebets kann unglaublich wohltuend sein, da alles zum Klang und Gesang vor<br />

Gott werden kann. Es entsteht ein tiefes emotionales Erlebnis und ein schönes geistliches Empfinden,<br />

das die Seele mit Licht und Freude erfüllt.<br />

Für manch einen kann eine solche Erfahrung aber auch ganz trocken sein und er fragt sich dann, was<br />

dieses emotionale Singen überhaupt soll. Vielleicht sollte <strong>der</strong>jenige darüber nachdenken, ob nicht neue<br />

geistliche Schritte angesagt sind. Denn oft ist es so, wenn wir zu lange an einem schönen Ort (auch<br />

geistlich) bleiben, verlieren wir die Freude daran. Spätestens wenn die Freudlosigkeit aufkommt, wird<br />

es Zeit, sich innerlich und möglicherweise auch äußerlich aufzumachen und weiter zu gehen. Wenn<br />

man den Weg fortsetzt, kann man auch zu den alten, lieb gewordenen Plätzen zurückkehren, man freut<br />

sich dann, denn man erinnert sich daran, dass dies alles wichtige Stationen auf dem Weg zu Gott<br />

waren. Wer wirklich den Weg des Gebets geht, kann je<strong>der</strong>zeit wie<strong>der</strong> an den alten Formen des Betens<br />

teilhaben und sie pflegen, weil er versteht, dass nicht die Hülle das Entscheidende ist, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Geist <strong>der</strong> Liebe, welcher den Hüllen Kraft und Leben verleiht.<br />

All die Formen von „Anbetung“, sei es Mantra-Singen (rhythmisches, gesungenes Wie<strong>der</strong>holen von<br />

Gottesnamen o<strong>der</strong> kurzen heiligen Texten wie zum Beispiel in Taizé-Lie<strong>der</strong>n) o<strong>der</strong> Lobpreissingen,<br />

möglicherweise auch beim Rosenkranzbeten, können eine Art leichte Trance hervorrufen. Das ist<br />

schön, es ist jedoch nicht wesentlich für den Weg des Gebets. Aber wer selber einmal solche Zustände<br />

erleben durfte, wird sich für diejenigen freuen, die es ebenfalls erfahren, er wird jedoch auch wissen,<br />

dass <strong>der</strong> Weg weiter gehen sollte. Wer hier stehen bleiben will, versucht das Gebet letztlich immer<br />

wie<strong>der</strong> nur für die seelische Selbstbeglückung zu gebrauchen und es geht weniger darum, wirklich<br />

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