Meditationen der Stille lesen - Franziskanische Gassenarbeit ...
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wie Adam und Eva nach dem Sündenfall? Mit dem oft gesungenen ‚Herr erbarme dich’ o<strong>der</strong> ‚<strong>der</strong> Herr<br />
erbarmt sich’ bringt man genau diese Liebe zum Ausdruck, dass wir es uns sozusagen gegenseitig<br />
zurufen dürfen, wir sind geliebt und Gott verurteilt uns nicht. Ja, wir können wohl noch unsere<br />
Schatten, Fehler und Sünden haben, aber in Jesus sind wir gerecht gesprochen, so dass wir jetzt mit<br />
reinem Herzen am Gottesdienst teilnehmen können. Ein reines Herz kann Gott schauen, und ein reines<br />
Herz hat man nicht, weil man moralisch absolut integer ist, son<strong>der</strong>n wenn man mit allem, was man ist,<br />
auf Jesus schauen kann. Eben wie <strong>der</strong> Schächer am Kreuz, <strong>der</strong> Jesus um Erbarmen bat. Jesus hat ihm<br />
daraufhin verheißen, er würde heute noch mit ihm das Reich Gottes schauen.“<br />
Das Tagesgebet und die erste Lesung waren schon vorbei. Jetzt waren im Ablauf des Gottesdienstes<br />
die Lesungen dran, die nach einem Leseplan erfolgen, meistens ein Text aus dem Alten Testament und<br />
die zweite Lesung aus dem Neuen Testament. Dazwischen wird ein Psalm gebetet und nach <strong>der</strong><br />
zweiten Lesung wird das Evangelium mit Halleluja-Rufen feierlich begrüßt. Wenn ein Diakon da ist,<br />
holt er den Segen beim Bischof, <strong>der</strong> Weihrauchkörner ins Weihrauchfass legt, das von den<br />
Ministranten bereitgehalten wird. Der Segen des Bischofs bringt zum Ausdruck, dass <strong>der</strong> Diakon in<br />
<strong>der</strong> sakramentalen Einheit <strong>der</strong> Weltkirche steht und jetzt liturgisch in persona Christi in einer kleinen<br />
Prozession begleitet von vier Ministranten, die Weihrauch und Kerzen tragen, zum Ambo o<strong>der</strong><br />
Lesepult pilgert. Es ist liturgisch gesehen Jesus selber, <strong>der</strong> durch den Diakon spricht. Er bringt das<br />
Licht des Evangeliums selber zu den Menschen, die guten Willens sind und ruft dem Volk zu: „Der<br />
Herr sei mit Euch!“ und das Volk antwortet „ … und mit deinem Geiste.“ Es ist ein ritualisiertes<br />
Bereitmachen, um gut auf das Evangelium horchen zu können. Denn ohne den Heiligen Geist kann<br />
man das Evangelium einfach nicht verstehen. Diesen Heiligen Geist, <strong>der</strong> als Herr und Gott angebetet<br />
wird, spricht man sich gegenseitig zu. Dann spricht o<strong>der</strong> singt <strong>der</strong> Diakon aus dem Evangelium nach<br />
Johannes und macht ein Kreuz mit dem Finger über <strong>der</strong> zu <strong>lesen</strong>den Seite. Das Volk antwortet: „Ehre<br />
sei dir, oh Herr.“ Zugleich machen sie ein kleines Kreuz auf <strong>der</strong> Stirn, dem Mund und dem Herzen.<br />
Die drei Kreuze können wie alle rituellen Formen verschieden gedeutet werden. Ich sage, sie erinnern<br />
an Vater, Sohn und den Heiligen Geist, <strong>der</strong> durch das Evangelium zu uns spricht. O<strong>der</strong> es ist eine<br />
Bitte, dass Gott den Verstand öffne, dass ich Gottes Wort verstehe, dass er mir den Mund öffnen<br />
möge, dass ich das Wort esse, verdaue und es in mir Fleisch wird. Das dritte Kreuz auf <strong>der</strong> Brust<br />
besagt, dass mein Herz und meine Seele ganz und gar von <strong>der</strong> Liebe des Evangeliums durchdrungen<br />
werde. Danach kommt ein Abschnitt aus dem Evangelium, und zum Schluss hält <strong>der</strong> Diakon das<br />
Evangeliar hoch und spricht: „Evangelium Unseres Herrn Jesus Christus“. Evangelium heißt übrigens<br />
froh machende Botschaft. Dann antwortet das Volk gesprochen o<strong>der</strong> gesungen, „Lob sei dir,<br />
Christus“.<br />
Das sind die wichtigsten Punkte zum rituellen Ablauf des Gottesdienstes. In <strong>der</strong> Kirche setzten sich<br />
nun alle und <strong>der</strong> Bischof begann mit seiner Predigt. Als er geendet hatte, standen wir auf und sprachen<br />
das Glaubensbekenntnis, das den ganzen christlichen Glauben in wenigen Worten zusammenfasst. Der<br />
Christ, <strong>der</strong> im Glauben erwacht, wird auch immer tiefer hinter das Symbolum des Credos schauen. Da<br />
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