Meditationen der Stille lesen - Franziskanische Gassenarbeit ...

Wer kennt nicht die kunstvollen Darstellungen der Pieta, der Schmerzensmutter. Sie ist ein Bild für all
die Gnade und Liebe, die Jesus im Durchleiden der Schmerzen den Menschen zur Verfügung gestellt
hat. Jesus liegt im Schoß seiner Mutter und sie kann sozusagen ebenfalls die Ströme des Heils
weiterleiten. Maria ist aber auch ein Urbild für die Kirche oder die Gemeinde, welche eben auch diese
Ströme der Gnade weiterleiten kann und soll.
Meditation: Tod – Aushalten. Sie hält ihn. Wer hält sie?
Paradoxe Zusammenhänge gibt es oft auch in unserem Leben. Kurz nachdem Doris die Drogen
gespritzt hatte, muss ich ganz weiß geworden sein. Aber Doris schien zu neuem Leben zu erwachen.
Sie stand auf und sah wohl, wie geschockt ich da stand. Sie nahm mich an der Hand und meinte
„komm wir gehen an die frische Luft“. Mit ihrer Beas-Pfeife in der Hand setzten wir uns vor dem
Haus zum Kiesplatz. Sie legte mir einen Arm um die Schultern und schien mir zu sagen ‚he, Benno
nimm es easy’. Einem vorbeigehenden Passanten drückte sie den Fotoapparat in die Hand und bat ihn,
uns zu knipsen. Ich lächelte verhalten auf dem Bild und kam mir vor, als ob ich einfach gute Miene
zum bösen Spiel machen müsste. In diesem Moment war mir noch lange nicht klar, in welchem
Karussell ich saß. Irgendwie war etwas in mir gestorben, als ich das Ganze miterlebte, mit den Drogen
und dem Spritzen und dass ich es noch fotografierte ... Es kam Ekel auf. Sie hielt immer noch ihre
Beas-Pfeife in der Hand, denn davon bekommt man nie genug. Ich wusste nicht mehr, was ich denken
sollte.
Gebet: Heiliger Gott, großer Gott, unsterblicher Gott erbarme dich über uns und über die ganze Welt.
Amen.
14. Station
Jesus wird ins Grab gelegt.
Gebet: Wir beten dich an Herr Jesus Christus, denn durch dein Heiliges Kreuz hat du die Ganze Welt
erlöst.
Keiner der Jünger glaubte an die Auferstehung, ja, vielleicht am Ende der Zeit, aber sicher nicht in den
nächsten Tagen.
Doris machte ein Bild von dem blauen Blümchen auf dem Kiesplatz. „Mein Leben ist wie das kleine
blaue Blümchen auf dem Kiesplatz. Alles ist eigentlich tot wie die Steine, die da liegen. Keine
Beziehungen, keine Arbeit, die Gesundheit ist im Eimer, aber trotz allem habe sie Hoffnung und den
Glauben, dass noch alles anders kommt. Zudem habe sie einen tiefen Glauben an Gott und an Jesus.
Du wirst sehen, ich werde sicher bald ohne Drogen leben können.“ Ich sah nur ihre Beas-Pfeife in
ihrer linken Hand und dachte, wer es glaubt wird selig. „Aber so, wie du chronisch Drogen nimmst,
wirst du wohl kaum noch irgendeine andere Zukunft aufbauen können“, sagte ich.
Meditation: Im Grab schlummert der Hoffnungskeim auf neues Leben. Im Grab der Sucht schlummert
die lebendige Sehnsucht die zu neuer Freiheit aufbrechen will.
Längere Stille.
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