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Meditationen der Stille lesen - Franziskanische Gassenarbeit ...

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wohl etwas verwirrend und kompliziert erscheinen. Aber dies ist nur noch ein Vorschlag, denn ich bin<br />

überzeugt, spätestens wer bei Jesus Christus angekommen ist, wird seinen ganz eigenen Wege finden,<br />

um dabei zu bleiben. Es ist letztlich Christus selbst, <strong>der</strong> uns tiefer hineinführt in das Leben aus <strong>der</strong><br />

Gnade.<br />

Wenn ich nicht in <strong>der</strong> Ruhe bin und eher Mühe habe, ins tiefere Bewusstsein hineinzutauchen, dann<br />

setze ich mich bewusst zur Meditation hin. Das kann auch im Zug o<strong>der</strong> in einem Wartesaal sein. Ich<br />

atme dann über das Kopfbewusstsein den Namen Jahwe ein, wenn die Lungen voll sind, halte ich den<br />

Atem an, sage im Geist langsam die Zahl eins, beim nächsten Atemanhalten zwei, drei usw. Beim<br />

langsamen Ausatmen lasse ich den Atem mit <strong>der</strong> ganzen Aufmerksamkeit in die Füße gleiten und<br />

begleite ihn mit dem innern Wort „Ich bin da“. So atme ich 40, 70, 108, 144 Mal o<strong>der</strong> so oft, wie ich<br />

es für gut empfinde. Letztlich kann es uns dabei unterstützen, ganz wach zu sein. Mir ist es, wenn ich<br />

dieses Gebet o<strong>der</strong> diese Meditationsübung mache, als ob ich mit dem Atem und dem Bewusstsein die<br />

Liebe und die mir von Gott zugewendete personale Gnade in mich aufnehme und selber durch das<br />

„Ich bin da“ bereit werde, sie im Alltag umzusetzen.<br />

Manchmal lasse ich auch nur das „Ich bin da“ im Rhythmus des Atems fließen o<strong>der</strong> es gibt Zeiten, in<br />

denen das nackte, tief verbundene Sein geschenkt wird, wo ich we<strong>der</strong> einen Namen noch ein Wort<br />

horchend ein- und ausatme. Wie auch immer diese Wege sind, wer bewusst die ersten sieben Schritte<br />

gepflegt hat, findet sicher seinen ganz eigenen achten Schritt und den neunten in den Alltag hinein.<br />

Wie intensiv dieser Weg <strong>der</strong> <strong>Stille</strong> und <strong>der</strong> Kontemplation wirkt, erlebe ich bis heute sehr tief. Ich<br />

dachte lange, ich werde vor allem ganz in <strong>der</strong> <strong>Stille</strong> des Gebets leben, aber inzwischen bin ich im<br />

Orden <strong>der</strong> Franziskaner in viele verschiedene Dienste gerufen worden. Guardian eines kleinen<br />

Klosters, vom Orden beauftragt für die Missione ad gentes, das sind vor allem kirchliche und soziale<br />

Projekte in Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Dritten Welt, im Vorstand <strong>der</strong> franziskanischen <strong>Gassenarbeit</strong> und <strong>der</strong> Stiftung<br />

Zueflucht, welche sich beson<strong>der</strong>s für Suchtbetroffene und Menschen in Lebenskrisen engagiert. Neben<br />

den vielen Anfragen für Referate gibt es noch eine Menge an<strong>der</strong>e kleine und größere Aufgaben,<br />

jedenfalls so viele, dass ich nicht immer die wirkliche Muße finde, um mich frei von allem ganz <strong>der</strong><br />

Kontemplation hinzugeben. Das Schönste aber ist, dass die verschiedenen Blockzeiten des Einübens in<br />

die Kontemplation, wenn ich mich dem mehrere Tage am Stück widmen konnte, in mir das tiefe<br />

Bewusstsein des SEINS in Gott hinterlassen haben. Ein Sein, welches mich auch in großen<br />

Belastungen, in Konflikten, Verleumdungen, Schmerzen und Fehltritten nie verließ, das aber auch in<br />

den schönsten Momenten des Erlebens <strong>der</strong> Natur und <strong>der</strong> Freude immer da war. Es ist ein wohltuen<strong>der</strong><br />

Klang, welcher mich aus <strong>der</strong> Tiefe meiner Selbst durchklingt. Ich freue mich auch immer wie<strong>der</strong> auf<br />

die Woche <strong>der</strong> <strong>Stille</strong>, die ich mir mindestens einmal im Jahr nehme. Sicher, es ist nicht leicht, für eine<br />

Woche aus all den Anfor<strong>der</strong>ungen, die ich ja auch liebe, herauszutreten und wie<strong>der</strong> ganz auf mich und<br />

auf Gott geworfen zu werden. Das kann manchmal ziemlich anstrengend und schmerzhaft sein. Es<br />

braucht auch oft Überwindung, da zu bleiben und nicht einfach ein Buch in die Hand zu nehmen, eine<br />

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