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Meditationen der Stille lesen - Franziskanische Gassenarbeit ...

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Gebet: Heiliger Gott, großer Gott, unsterblicher Gott erbarme dich über uns und über die ganze Welt.<br />

Amen.<br />

Der traditionelle Kreuzweg hört mit <strong>der</strong> 14. Station auf. Aber als ich so ohne Hoffnung am Kiesplatz<br />

stand, wie wenn ich am Grab Jesu gesessen hätte, ging es weiter.<br />

15. Station<br />

Jesus ist auferstanden.<br />

Gebet: Wir beten dich an Herr Jesus Christus, denn durch dein Heiliges Kreuz hat du die Ganze Welt<br />

erlöst.<br />

Wie das mit <strong>der</strong> Auferstehung genau war, ist schwer nachzuvollziehen. Aber es war eine existenzielle<br />

Erfahrung für alle, die Jesus erlebt haben. Ich wurde schrittweise auf diese Erfahrung vorbereitet.<br />

Plötzlich stand ein ganz in weiß gekleideter Mann bei uns am Kiesplatz. Doris, die vielleicht merkte,<br />

dass ich ihr die Geschichte <strong>der</strong> Hoffnung, welche sie mit dem Symbol des blauen Blümchens<br />

verknüpfte, nicht abnahm, pflückte das Blümchen und ging zu ihm hin. Es war ein ganz gewöhnlicher<br />

Mann, sie drückte ihm das Blümchen in die Hand und rief mir zu, ich solle doch ein Foto machen.<br />

Danach ging er weiter, es war ein Maler, etwas verdutzt, aber mit einem Lächeln auf dem Gesicht und<br />

mit dem Blümchen in <strong>der</strong> Hand. Erst später sah ich den Zusammenhang. Am Grab Jesu waren auch<br />

weiß gekleidete Männer (Engel), welche auf den Auferstandenen hinwiesen. So schreibt Lukas:<br />

„Während sie ratlos dastanden, traten zwei Männer in leuchtenden Gewän<strong>der</strong>n zu ihnen. Die Frauen<br />

erschraken und blickten zu Boden. Die Männer aber sagten zu ihnen: Was sucht ihr den Lebenden bei<br />

den Toten?“ (Lk 24,4-5)<br />

Als ich über das Erlebte nachdachte, war es mir, als ob die blaue Blume als Doris’ lebendige Hoffnung<br />

von dem „Engel“ behutsam mitgenommen wurde, weil ich selber noch nicht fähig war, dem Funken<br />

Hoffnung Nahrung zu geben.<br />

Aber dann kam das Unglaubliche. Drei Tage später feierten wir Brü<strong>der</strong> ausnahmsweise mitten am<br />

Sonntag Nachmittag eine heilige Messe.<br />

Mir gingen immer wie<strong>der</strong> die Bil<strong>der</strong> durch den Kopf, und auch wenn ich sie inzwischen mit dem<br />

Kreuzweg in Verbindung brachte, Hoffnung kam bei mir noch lange nicht auf. In dem Moment, als<br />

Priesterbru<strong>der</strong> Albert die Hostie in die Höhe hielt und sagte „das ist mein Leib und dann den Kelch,<br />

das ist mein Blut zur Vergebung <strong>der</strong> Sünden“, kam Doris unverhofft in die Kapelle herein. Sie sah,<br />

wie wir andächtig die Messe feierten und kniete sich zwischen die Brü<strong>der</strong>. Ich schaute Doris an, dann<br />

schaute ich wie<strong>der</strong> auf die Gaben von Brot und Wein und all die Hoffnungslosigkeit, all die<br />

schrecklichen Bil<strong>der</strong>, alles wurde für mich emotional erfahrbar im Kelch aufgesogen.<br />

Wohl zum ersten Mal konnte ich als Diakon mit einer tiefen eigenen Erfahrung sagen: „Geheimnis des<br />

Glaubens“, worauf alle antworteten: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung<br />

preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“ (vgl. 1 Kor 11, 23-26)<br />

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