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Meditationen der Stille lesen - Franziskanische Gassenarbeit ...

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das Kreuzzeichen, welches uns segnen und schützen soll. Das Kreuzzeichen beginnt an <strong>der</strong> Stirn,<br />

indem man mit den drei Schwurfingern <strong>der</strong> rechten Hand – Daumen, Zeige- und Mittelfinger – an die<br />

Stirn fasst und sagt „Im Namen des Vaters“, dann eine gerade Linie zur Brust herunterzieht und über<br />

dem Herz „und des Sohnes“ sagt und dann die beiden Schultern berührt und dabei spricht „und des<br />

Heiligen Geistes. Amen“. Der Vater ist das Haupt, <strong>der</strong> Sohn das Herz und <strong>der</strong> Heilige Geist die Kraft<br />

im Geschehen <strong>der</strong> heiligsten Dreifaltigkeit. Wenn wir in die Kirche gehen, tauchen wir den Zeigfinger<br />

o<strong>der</strong> auch alle drei Schwurfinger ins Weihwasser und erneuern mit diesem Zeichen unser<br />

Taufversprechen. In <strong>der</strong> Taufe haben wir Jesus als Herrn und Erlöser angenommen, das will heißen,<br />

dass wir <strong>der</strong> Welt und unserem falschen Eigenwillen entgesagt haben und uns mit allen Kräften darum<br />

bemühen, den Willen Gottes zu erkennen und zu tun.<br />

Ein beson<strong>der</strong>es Erlebnis während unserer Afrika-Reise war <strong>der</strong> Besuch <strong>der</strong> Chrisam-Messe in Kaya.<br />

Diese beson<strong>der</strong>e Messe wird in <strong>der</strong> gesamten katholischen Welt jedes Jahr am Gründonnerstag in <strong>der</strong><br />

Kathedralkirche gefeiert und bei dieser Messfeier werden die liturgischen Öle durch den Bischof<br />

geweiht und gesegnet.<br />

Es war eindrucksvoll, wie mehrere Dutzend schwarze Priester und einige ältere weiße Missionare vor<br />

dem Bischof in die Kirche einzogen. Otto war sichtlich berührt und fragte mich immer wie<strong>der</strong> nach<br />

<strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong> verschiedenen rituellen Elemente. „Zu Ritualen bekam ich erst Zugang über die<br />

Freimaurerei“, sagte Otto, „vorher war das für mich alles nicht ernst zu nehmen<strong>der</strong> Hokuspokus.“<br />

Leise sagte ich: „Weißt du, dass das Wort Hokuspokus aus dem lateinischen Hochgebet stammt? Bei<br />

<strong>der</strong> Wandlung spricht <strong>der</strong> Priester die Worte: Hoc corpus est – Hier ist <strong>der</strong> Leib. Die Gemeinde hat das<br />

offenbar nicht immer richtig gehört o<strong>der</strong> verstanden – die Gläubigen konnten ja kein Latein – und so<br />

wurde daraus ‚Hokuspokus’.“<br />

Immer wie<strong>der</strong> flüsterte ich Otto zu, was ich gerade wusste und da an diesem Ort in Afrika alles in <strong>der</strong><br />

Landessprache vor sich ging, konnten wir uns ganz auf das rituelle Geschehen einlassen. „Schau, den<br />

Altar begrüßen sie mit einem liturgischen Kuss, danach geht <strong>der</strong> Bischof mit dem Weihrauch um den<br />

Altar, um die Anbetung Christi Jesu durch den Weihrauch sichtbar werden zu lassen. Der Altar wurde<br />

vom Bischof speziell mit Öl und Weihrauch geweiht und ist im Liturgischen geschehen ein lebendiges<br />

Symbol für Christus. Der Altar ist auch <strong>der</strong> Ort, von dem Jakob träumte, dass die Engel Gottes auf und<br />

nie<strong>der</strong> gehen. Es ist <strong>der</strong> Ort, wo das einmalige Opfer Jesu dem Himmlischen Vater vor Augen gehalten<br />

wird.“<br />

„Was machen sie jetzt?“ fragt Otto. „Sie sprechen das Schuldbekenntnis, klopfen sich an die Brust und<br />

singen danach dankbar das Herr erbarme dich o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Herr erbarmt sich. Der Umgang mit dem<br />

Bewusstsein, ein Sün<strong>der</strong> zu sein, hat viele schon in ein von Skrupeln geplagtes, trauriges Dasein<br />

gebracht. Aber es geht auch hier um das Bewusstsein eines Gotteskindes, das sein Leben im liebenden<br />

Licht Gottes anschauen kann, seine Fehler sieht und weiß: Ich werde nicht verurteilt. Das Klopfen an<br />

die Brust verstehe ich so, dass Gott es ist, <strong>der</strong> unsere dunklen Seiten wandelt. Und ist es nicht so, dass<br />

nur <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> sich restlos geliebt weiß, seine Fehler zeigen kann, man sich aber sonst versteckt<br />

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