Meditationen der Stille lesen - Franziskanische Gassenarbeit ...

((Ü2)) Sechster Schritt: Zum inneren Prozess bei der Einübung
Wenn wir durch das Ja hindurch gelangt sind und uns an der Schwelle zur Kontemplation befinden,
gibt es zwei Namen, die das vollkommen Geschöpfliche und das Göttliche in sich bergen: Maria und
Jesus. Maria ist die neue Eva, oder der Anfang der Neuschöpfung. Sie ist die weibliche Orientierung
auf dem Weg der Wandlung. Nicht umsonst hat die Kirche der heiligen Jungfrau Maria den Titel
»Mutter der Erlösten« gegeben.
Franziskus hat uns diesen Gruß an die Gottesmutter Maria hinterlassen:
((Zitat Anfang))
Sei gegrüßt, Herrin, heilige Königin, heilige Gottesmutter Maria, du bist Jungfrau, zur Kirche
gemacht und erwählt vom heiligsten Vater im Himmel,
die er geweiht hat mit seinem heiligsten geliebten
Sohn und dem Heiligen Geiste, dem Tröster; in der war und ist alle Fülle der Gnade und
jegliches Gute.
Sei gegrüßt, du sein Palast. Sei gegrüßt, du sein Gezelt. Sei gegrüßt, du seine Wohnung.
Sei gegrüßt, du sein Gewand. Sei gegrüßt, du seine Magd. Sei gegrüßt, du seine Mutter.
Und [seid gegrüßt,] ihr heiligen Tugenden alle, die durch die Gnade und die Erleuchtung des
Heiligen Geistes in die Herzen der Gläubigen eingegossen werden, um sie aus Ungläubigen zu
Gott getreuen Menschen zu machen.
((Zitat Ende))
Wie eng unsere erste Muttererfahrung mit dem Weg des Glaubens zusammenhängt, wird der eine, die
andere auf dem franzisklarianischen Weg sicher bald feststellen. Das kann ganz schmerzhaft,
verwirrend oder auch ganz wunderbar sein. An der Stelle des Ja nehmen wir nun den Namen von
Maria. Weil einige Übende mit Maria – aus welchen Gründen auch immer – ihre Mühe haben, kann
man auch den Namen der eigenen Mutter an ihrer Stelle verwenden. Das Bild der eigenen Mutter wird
so in der Gegenwart Gottes in Wandlung kommen. Wie gesagt, können wir die unmittelbare
Gegenwart nur wahrnehmen, wenn wir weder in der Vergangenheit sind, noch mit den Gedanken nach
links oder rechts abschweifen und auch nicht in der Zukunft verweilen, sondern uns immer wieder auf
die Wahrnehmung unserer Hände ausrichten. Es braucht nichts zu geschehen; es reicht, liebevoll in
den Namen der Mutter hineinzuhorchen.
Im Namen der Gottesmutter Maria ist die Person des heilen Kindes, Mädchens, der Tochter,
Schwester, Freundin, Mutter und Herrin gegenwärtig. In ihrer Person können sich alle eigenen
übertriebenen oder verletzten Erfahrungen erholen. In der kosmischen Größe von Maria ist auch die
geistige Wirklichkeit unserer eigenen geheiligten leiblichen Mutter zu finden. In ihr ist von Gott her
sozusagen der vollkommene Plan für jede Frau abgespeichert, weil der Heilige Geist in ihr bräutlich
wohnt.
Ob ich im Jetzt ins Geheimnis des Namens der eigenen Mutter hineinhorche, oder in den heiligen
Namen der Jungfrau Maria – beides kann mich auf dem Weg der Wandlung weiterbringen, wenn ich
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