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Gerhard Ott: Zur Entstehung der prismatischen ... - Farben-Welten

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Von dieser letzteren Erscheinung ging nun auch <strong>der</strong> am Beginn des na·<br />

turwissenschaftlichen Zeitalters lebende englische Physiker I saae Newton<br />

(1642-1727) aus. Die bedeutsame Abhandlung, die er über diesen Gegen.<br />

stand 1705 herausgab, als er 'Schon Präsident <strong>der</strong> Königlichen Sozietät <strong>der</strong><br />

Wissenschaften in London war, trägt den Titel: «Optik, o<strong>der</strong> eine Unter·<br />

suchung über die Spiegelungen, Brechungen, Beugungen und <strong>Farben</strong> des<br />

Lichtes.» 1 In diesem Werke versucht er bekanntlich nachzuweisen,<br />

«daß im weißen Licht alle <strong>Farben</strong> des Regenbogens schon enthalten sind und daß<br />

also das Sonnenlicht aus farbigen Strahlen zusammengesetzt ist». 2<br />

Er will also nachweisen, daß das Prisma nichts weiter tue, als diese<br />

farbigen Lichter, die im weißen Licht, noch ungetrennt, schon enthalten<br />

sein sollen, zu trennen und infolge ihrer verschiedenen Brechbarkeit einzeln<br />

erscheinen zu lassen. So lautet auch die 1. Proposition, <strong>der</strong> 1. Lehrsatz, den<br />

Newton in seinem Werke darzutun bestrebt ist:<br />

«Lichter, die an Farbe verschieden sind, unterscheiden sich auch durch den ver·<br />

schiedenen Grad ihrer Brechbarkeit.»<br />

Diese Anschauung aber, daß das weiße Sonnenlicht aus farbigen Lich·<br />

tern schon ursprünglich zusammengesetzt sei, daß also die <strong>Farben</strong> aus dem<br />

Lichte allein, sozusagen nur durch die Auffächeningsmöglichkeit des Pris·<br />

mas hervorgeholt werden können, ist seit Newton und bis heute die allge.<br />

meine Ansicht <strong>der</strong> offiziellen Wissenschaft. Und wie hoch von den Zeit·<br />

genossen Newtons und seinen Nachfolgern und Schülern seine Bemühungen<br />

um Naturerkenntnis, insbeson<strong>der</strong>e auch in <strong>der</strong> Enträtselung <strong>der</strong> Natur des<br />

Lichtes und <strong>der</strong> <strong>Farben</strong> eingeschätzt wurden, illustriert wohl am besten die<br />

Inschrift, die sich in Woolsthorpe im Geburtszimmer Newtons findet:<br />

«Natur und <strong>der</strong> Natur Gesetz waren in Nacht gehüllt,<br />

Gott sprach: Es werde Newton! und das All ward lichterfüllt.»<br />

Diese nunmehr seit über 250 Jahren als gültig erachtete Anschauung<br />

Newtons und <strong>der</strong> Physiker fand einen weltgeschichtlichen Gegenpol aller·<br />

erster Größe in den Anschauungen Goethes (1749-1832). In seiner klei·<br />

neren Schrift: «Beiträge zur Optik» 1791, und dann in seinem Hauptwerk<br />

«<strong>Zur</strong> <strong>Farben</strong>lehre» 1810, gibt Goethe in ausführlichsten Darlegungen seiner<br />

Ueberzeugung Ausdruck, daß diese Ansicht Newtons falsch sei. Goethe<br />

hat eine von <strong>der</strong> Newtonschen völlig verschiedene Anschauung vom Licht<br />

und den <strong>Farben</strong>. Seine Ansicht erweist sich <strong>der</strong>jenigen Newtons als funda.<br />

mental entgegengesetzt. Denn Goethe versucht in den genannten Schriften<br />

in unzähligen Versuchen und in allen Einzelheiten nachzuweisen. daß nie·<br />

mals die <strong>Farben</strong> als «farbige Lichter» schon im weißen Sonnenlicht ent·<br />

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