Gerhard Ott: Zur Entstehung der prismatischen ... - Farben-Welten
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ligkeit und führt zu dem rot-gelben Farbrand, o<strong>der</strong> es geht Halblichthaftes<br />
über intensivierte Dunkelheit und führt zu dem blau-violetten Farbrand.<br />
Der erste Versuch wird am einfachsten dadurch ausgeführt, daß man auf<br />
die erstere Art Linsen außen einen schwarzen Kreisring, innen einen<br />
schwarzen Vollkreis aufklebt, so daß <strong>der</strong> Lichtstrom nur durch den freigebliebenen<br />
konzentrischen Kreisring hindurchtreten kann. Beleuchtet man<br />
diesen nun mit einer punktförmigen Lichtquelle, so zeigt das in einiger<br />
Entfernung auf einem Bildschirm aufgefangene Bild des lichtdurchfluteten<br />
Linsenausschnittes außen einen rot-gelben, innen einen blau-violetten Farbrand.<br />
Goethe hat auch diesen schönen und bedeutsamen Versuch schon ausgeführt,<br />
wie aus <strong>der</strong> Betrachtung 314 seiner «<strong>Farben</strong>lehre» hervorgeht.<br />
Er sagt dort:<br />
«Beide entgegengesetzten Erscheinungen (die beiden polaren Farbrän<strong>der</strong>) kann<br />
man durch ein konvexes Glas ... simultan ... hervorbringen ... , wenn man auf das<br />
konvexe Glas in <strong>der</strong> Mitte eine undurchsichtige Scheibe klebt und nun das Sonnenbild<br />
auffängt (die äußere von uns angegebene Beklebung ist nicht unbedingt erfor<strong>der</strong>lich,<br />
da die Linsengrenze von selbst den 2. Rand abgibt). Hier wird nun sowohl das leuchtende<br />
Bild als <strong>der</strong> in ihm befindliche schwarze Kern zusammengezogen, und so müssen<br />
auch die entgegengesetzten Farberscheinungen entstehen.»<br />
Man kann nun ganz entsprechend mit einer Bikonkavlinse verfahren<br />
und erhält dann auf dem Bildschirm einen ausgeweiteten konzentrischen<br />
Kreisring, welcher außen einen blau-violetten, innen einen rot-gelben Farbrand<br />
aufweist. Auch diesen Versuch führt Goethe selbst an und zeigt damit<br />
wie<strong>der</strong>um, wie klar er sich <strong>der</strong> polaren Gesetzmäßigkeiten bei den <strong>Farben</strong>tstehungen<br />
überhaupt bewußt war. Er rät dann noch, statt des Sonnenbildes<br />
zur Schonung <strong>der</strong> Augen lieber ein Abbild <strong>der</strong> Vollmondscheibe (mit<br />
dunklem Vollkreis auf <strong>der</strong> Linse wie<strong>der</strong> ein Kreisring) zu nehmen, wobei<br />
die Erscheinung zugleich zarter würde und schöner zu beobachten sei:<br />
«Weil aber dieser Versuch (mit <strong>der</strong> Sonnenscheibe) blendend und unbequem ist,<br />
so macht er sich am schönsten mit dem Bilde des Vollmonds. Wenn man dieses durch<br />
ein konvexes Glas zusammenzieht, so erscheint <strong>der</strong> farbige Rand in <strong>der</strong> größten Schönheit;<br />
denn <strong>der</strong> Mond sendet an sich schon ein gemäßigtes Licht, und er kann also<br />
desto eher die Farbe, welche aus Mäßigung des Lichts entsteht, hervorbringen, wobei<br />
zugleich das Auge des Beobachters nur leise und angenehm berührt wird.» (